Fundstück der Woche 17/2017

Preußische Kappen im Kehlturm, 1884

Das Fundstück der Woche 17/2017 ist ein Foto aus dem Jahr 2002. Es zeigt eine der ruinösen preußischen Kappen im Kehlturm der Feste Kaiser Franz.

Eine preußische Kappe ist, grob vereinfacht, eine gemauerte Gewölbedecke mit geringer Stichhöhe. Sie kam früher hauptsächlich zur Eindeckung von Ställen und Kellern zum Einsatz.(1) In der Feste Kaiser Franz ersetzten die Kappen 1884 die ursprünglichen Holzdecken in der Kriegsbäckerei, wie in der „Festungs-Geschichte von Coblenz und Ehrenbreitstein“ nachzulesen ist. Die Kosten der unter der Bauleitung des Premier-Lieutnants Wohlers durchgeführten Maßnahme beliefen sich auf 4500 Reichsmark.

In der Kriegsbäckerei (Block 5, 6 und 7) und im Block 10 wurden die hölzernen Zwischendecken entfernt und statt deren Eisenträger mit Zwischenwölbung verlegt.„(2)

Abb. 1: Beschädigte Preußische Kappe, 2002

Die einzelnen Bogensegmente sind mit Doppel-T-Trägern aus Eisen oder Stahl angeschlossen. Das Gewölbe wurde aus Ziegeln in einer „Kuffeinwölbung“ gemauert.

Bei der Einwölbung auf Kuff laufen die Wölbschichten parallel zur Gewölbeachse, und die Steine überbinden wie beim Schornsteinverband um 1/2 Stein (Abb. 76).„(3)

Die abgebildete Decke über der ehemaligen Mehlkammer der Kriegsbäckerei war die letzte ihrer Art im Kehlturm. Im Bild gut zu sehen sind die Beschädigung des Gewölbes und die vom Rost zerfressenen Eisenträger. Im Zuge der Deckensanierung 2011 wurde die Kappe restlos entfernt und durch eine moderne Stahlbetondecke ersetzt.

Matthias Kellermann

Anmerkungen

(1) Vgl. Frick, Otto und Karl Knöll: Die Konstruktion von Hochbauten: Ein Handbuch für den Baufachmann, 5. neubearbeitete Auflage, Wiesbaden 1927, S. 42 (Digitalisat)
(2) Stadtarchiv Koblenz, HK 11 Dzi: Dziobek, Ernst: Kriegs- und Befestigungsgeschichte von Coblenz und Ehrenbreitstein, Koblenz 1834, darin: Festungs-Geschichte von Coblenz und Ehrenbreitstein 1834 bis 1905. 2. Spezial-Geschichte der einzelnen zur Ausführung gekommenen Bauten, Blatt 142
(3) Frick, Otto und Karl Knöll (wie Anm. 1), S. 44. Siehe auch die Abbildung dort auf S. 43.

Abbildungen

Abb. 1: Foto Jürgen Lampe 2002, mit freundlicher Genehmigung