Fundstück der Woche 26/2021

Wäschemarken, 16. April 2021

Das Fundstück der Woche 26/2021 wurde im April dieses Jahres von Mitarbeitern der Firma Kletterknecht bei Sondierungsarbeiten am südlichen Kopfbau des Reduits entdeckt. Es handelt sich dabei um einen „Stoffbogen“ von Einnähmarken für die Uniformen der Soldaten.

Abb. 1: Einnähmarken des Kanoniers Moll, 2021

Ziel der Untersuchung war zu prüfen, ob der Raum unter dem noch stehenden Kasemattenblock, in dem sich bis 1834 der Eingang in das Kernwerk der Feste Kaiser Franz befand, noch existent ist. Ein Blick durch eine der drei Schießscharten am Hang offenbart allerdings an dieser Stelle keinen Hohlraum mehr. In dieser Scharte fand sich auch der hier gezeigte Bogen mit den Marken.

Abb. 2: Fundort der Einnähmarken in der Schießscharte, 2021

Mit dem Aufkommen der Militärwäschereien wurde es nötig, die Uniformen und sonstigen Wäschestücke mit solchen Namensschildern zu versehen, damit der Soldat nach erfolgter Reinigung seine eigenen Wäschestücke auch zurückbekam. Bis dahin war es üblich, dass der Soldat selbst für die Wäsche seines Drillichs und seiner Uniform Sorge tragen musste und eine Kennzeichnung daher nicht notwendig war. Da in der Festungsbesatzung auch Schneidereien, Küche, Sanitätsdienst etc. mit eingegliedert waren, wurden die neuen Wäschemarken vermutlich dort von den Schneidern in den Kleidungsstücken eingenäht.

Abb. 3: Die Feldartillerie-Kaserne in Lützel, um 1919

Die hier gezeigten Wäschemarken waren für die Kleidung des Kanoniers Moll bestimmt, der in der 11. Batterie des 1887 gegründeten 2. Rheinischen Feldartillerie-Regiments Nr. 23 seinen Dienst verrichtete. Eine Batterie bestand damals aus vier Offizieren, 20 Unteroffizieren und 150 bis 200 Mannschaften. An der Feste Kaiser Franz war seit Januar 1894 die IV. Abteilung des Regiments untergebracht, deren 11., 12. und 13. Batterie 1893 in Köln-Wahn aufgestellt worden waren. Vor deren Umzug nach Koblenz waren 1892/93 im Glacis vor der rechten Flanke des Festungswerks drei Stallgebäude, eine bedeckte Reitbahn, ein Geschützschuppen, eine Schmiede und ein Krankenstall errichtet worden. Die Soldaten selbst könnten zu dieser Zeit im Kernwerk der 1890 aufgelassenen Feste Kaiser Franz untergebracht gewesen sein, bevor dann im Sommer 1913 mit dem Bau der Lützeler Feldartillerie-Kaserne neue modernere Unterkünfte geschaffen wurden.

Abb. 4: Die Feldartillerie-Kaserne in Lützel, um 1919

Da die Garnisons-Dampfwaschanstalt auf der ehemaligen Moselflesche um 1903 ihren Dienst aufnahm, war es spätestens seit dieser Zeit nötig, die Kleidungsstücke mit Wäschemarken zu versehen. Diese stammen also vermutlich aus der Zeit von Frühjahr 1894 bis Herbst 1915, als die Notbelegung der neuen Feldartillerie-Kaserne aufgehoben wurde. Rätselhaft bleibt allerdings der Fundort des Wäschebogens in einer der Schießscharten am südlichen Kopfbau des Reduits. Womöglich wurde das Festungswerk nach dem Ersten Weltkrieg nach brauchbaren Gegenständen durchsucht und der Fund gelangte auf diesem Wege dort hin.

Detlef Heinen und Matthias Kellermann

Abbildungen

Abb. 1, 2: Fotos mit freundlicher Genehmigung der Firma Kletterknecht, April 2021
Abb. 3, 4: Sammlung M. Kellermann, unbekannter Fotograf, um 1919