100 Jahre Entfestigung – 20. April bis 1. Juni 1921

Verfüllung im Schneckentempo

Im Anschluss an die Einebnung des Frontgrabens, die am 13. April 1921 abgeschlossen war, begaben sich die Deutschen daran, den ebenfalls in weiten Teilen gesprengten linken Graben mit Erde aufzufüllen und das Gelände zu planieren. Für die Verfüllung des linken Grabens ließen sich die Deutschen allerdings erheblich mehr Zeit als zuvor.

Die Arbeiten am linken Graben begannen rund um den 20. April und dauerten letztlich bis zum 23. Juli 1921.(1) Warum die Einebnung sich dort über Monate verzögerte ist heute nur noch schwer nachzuvollziehen. Womöglich traten die Deutschen hier ganz bewusst auf die Bremse, um die Ergebnisse der Botschafterkonferenz in Paris abzuwarten. Diese beschäftigte sich im April 1921 ebenfalls mit dem Thema Entfestigung und schlug dazu eine Reihe von Erleichterungen vor, die die Kosten für das Reich um ca. sechs Millionen RM senken sollten.(2)

Noch im Laufe des Mai diskutierten die Deutschen mit der I.M.K.K. „über das Mass [sic!] der Einebnung“ an der Feste Kaiser Franz. Die Kölner Verbindungsstelle erwartete allerdings schwierige Beratungen, da „ein Verhandeln mit Oberst Ver Eecke […] meist so gut wie aussichtslos“ war. Tatsächlich waren bis zum 1. Juni 1921 gerade einmal 60% der Einebnungsarbeiten abgeschlossen.(3) So wundert es nicht, dass sich die französischen Verbindungsoffiziere nach „verschiedenen Besichtigungen“ der Feste Kaiser Franz im Mai sich lediglich „befriedigend“ über den Fortgang der dortigen Arbeiten äußerten.(4) In der Tat bemängelte die Kontrollkommission später in einer Zusammenfassung der Entfestigungsmaßnahmen des ersten Schleifungsabschnittes, dass die Arbeiten „se poursuivirent d’une facon peu active pendant le reste de l’année 1920 et l’année 1921 jusqu’au milieu de Juillet“, als diese an der Feste Kaiser Franz vorläufig abgeschlossen waren. Im Schnitt waren in diesem Zeitraum etwa 50 Arbeiter auf der Baustelle tätig.(5)

Mit dieser letzten größeren Maßnahme schlichen die Entfestigungsarbeiten geradezu ihrem vorläufigem Ende im Juli 1921 entgegen. Zeit genug, um an dieser Stelle eine längere Pause einzulegen.

Matthias Kellermann

Anmerkungen

(1) Vgl. Schreiben der deutschen Verbindungsstelle Köln der Heeresfriedenskommission Nr. Br. B. Nr. F 669 vom 23.04.1921, Stand der Schleifungsarbeiten am 20. April 1921 und Schreiben Nr. 661 zum Stand der Arbeiten am 23. Juli 1921 vom 23.07.1921, in: PA AA Best. RZ 206 Nr. 33940, S. 395 und S. [unleserlich].
(2) Vgl. Gutachten der I.M.K.K., in: LHA Ko Best. 578,002 Nr. 1, Anlage zu Dokument Nr. 568/21.
(3) Schreiben des Entfestigungsamts Koblenz Nr. 780/21 vom 18.06.1921: Bericht über den Stand der Entfestigungsarbeiten am 1.6.21, in: PA AA Best. RZ 206 Nr. 33940, S. 655.
(4) Tätigkeitsbericht für die Zeit vom 1.5. bis 1.6.1921, in: PA AA Best. RZ 206 Nr. 33940, S. 682.
(5) Denkschrift (Zusammenfassung) der I.M.K.K. zum ersten Schleifungsabschnitt vom 01.03.1922, in: UNOG Library, Best. Col. 61/1 LN 7A/27108/2930, Dokument 1. Übersetzung M. Kellermann: Die Arbeiten „gingen während des Restes des Jahres 1920 und im Jahr 1921 bis Mitte Juli nur sehr schleppend voran“. Die durchschnittliche Anzahl der Arbeiter wird auch durch eine amerikanische Quelle bestätigt (vgl. American Representation in Occupied Germany 1920-1921, Vol. II, S. 208f.).