100 Jahre Entfestigung – der 6. November 1920

Die Entfestigung der Feste Kaiser Franz beginnt

Am 6. November 1920 begannen schließlich die Entfestigungsarbeiten an dem ehemaligen Hauptwerk auf dem Petersberg, wo genau ist uns leider nicht bekannt. Große Teile der Feste Kaiser Franz gingen bei der nun folgenden Entfestigung verloren.

Abb. 1: Übergang vom linken Graben in den Frontgraben, links die Frontgrabenwehr, 1920

Die deutsche Baufirma, die mit den Arbeiten beauftragt worden war (welche wissen wir leider nicht), ging sogleich an die Arbeit: Mit ca. 1,6 Tonnen alter Heeres-Sprengmunition wurden im November 1920 bereits 25% der insgesamt an der Feste Kaiser Franz verwendeten Sprengmittel eingesetzt.(1) Das Ergebnis dieser Sprengarbeiten ist in Abb. 2 zu sehen.

Abb. 2: Die gleiche Stelle nach den Sprengungen, ca. 1921

Ein amerikanischer Mitarbeiter der Kantine des YMCA, die sich im Werkhof der Feste Kaiser Franz befand, erinnert sich an seinen dortigen Arbeitsbeginn Ende November: „Die Zukunft sah interessant aus, aber wie aufregend sie wirklich sein würde, wusste ich nicht, bis meine Einführung später am Nachmittag abgeschlossen war. Gegen 17.00 Uhr, nach dem schrillen Kreischen einer Sirene, ganz so wie diejenigen, die die Luftangriffe auf Paris angekündigt hatten, ging Jedermann eilends in Deckung; Kartentische wurden verlassen, Essen halb gegessen zurückgelassen, Geschirr in alle Richtungen zerstreut, und Soldaten, Deutsche und [YMCA-]Sekretärinnen suchten Zuflucht in nahegelegenen Tunneln und unterirdischen Kellern, während eine Explosion nach der anderen die Luft zerriss, und große Mengen an Steinen und Dreck wurden auf das Gelände fortgeschleudert, prasselten wie Regen herunter auf das Dach der Baracke.“(2)

Im Dezember nahmen die Sprengarbeiten dann richtig Fahrt auf – fast 5t Sprengmunition wurden in dem Monat eingesetzt.(3) Ende des Jahres kam es dann zu dem einzigen aktenkundigen Sprengunfall, über den noch zu berichten sein wird.

Matthias Kellermann

Anmerkungen

(1) Vgl. Schreiben des Entfestigungsamts Koblenz zum Bestand an Sprengmitteln Nr. 1271/20 vom 04.12.1920, in: LHA Ko Best. 578,002 Nr. 3, Dokument Nr. 1271/20.
(2) The army on the Rhine. The navy and the merchant marine in Europe, Nr. 18, The International Committee of Young Men’s Christian Associations, 1921, S. 24ff., aus dem Englischen übersetzt von M. Kellermann.
(3) Vgl. Schreiben des Entfestigungsamts Koblenz zum Bestand an Sprengmitteln Nr. 34/21 vom 07.01.1921, in: LHA Ko Best. 578,002 Nr. 3, Dokument Nr. 34/21.

Abbildungen

Alle Abbildungen: Fotografien von Joseph, Ring, Koblenz, Abb. in: Deutschlands Städtebau. Coblenz. 2. Auflage anlässlich der rheinischen Jahrtausendfeier, bearbeitet von Hans Bellinghausen, erschienen im DARI-Verlag, 1925, S. 69.