Bodo Ebhardts Initiative zur Verwertung des ehemaligen Festungsgeländes
Noch während der laufenden Entfestigungsmaßnahmen trat im Oktober 1922 Bodo Ebhardt, der Gründer und zu der Zeit auch amtierende Vorsitzende der Deutschen Burgenvereinigung, mit einem sehr interessanten Vorschlag zur Umgestaltung des Reduits der Feste Kaiser Alexander an den Koblenzer Oberbürgermeister Karl Russell heran. Ebhardt schwebte die Umwandlung des Kernwerks in ein „Stadion“ vor.
Hierfür sollten eine Bühne und Sitzgelegenheiten im Hof und auf dem Dach eingebaut werden. Die Kasematten im Inneren des Reduits würden als Gastwirtschaft, Bücherei, Versammlungsräume, ja sogar als „Jugendmuseum“ Verwendung finden. Im Kehlreduit könnten die benötigten Räume für das Theater hergerichtet werden, z. B. „Ankleideräume, Arztzimmer, Bäder, Geräte, Ruhezimmer usw.“ sowie Lagerräume für Kostüme und Dekorationen. Ebhardt ging davon aus, dass der Hof über eine gute Akustik verfügte, so dass hier auch Platz für „Musikveranstaltungen (Chorgesang)“ und dergleichen mehr wäre.(1) Die beigefügte Skizze zeigte eine Arena nach antikem Vorbild, die „weitgehend den Baubestand“ belassen hätte.(2)
Ebhardt ging aber noch einen Schritt weiter, indem er auch das übrige Areal der Feste Kaiser Alexander in seine Planung mit einbezog. Demnach hätte das komplette Gelände samt den Kasernengebäuden für Ausstellungen sowohl künstlerischer als auch wirtschaftlicher Ausrichtung genutzt werden können. Hierfür plante er auch „ein neues Ausstellungshauptgebäude“, um so „der ganzen Anlage einen Blickpunkt zu geben“. Ein Park nebst Gastwirtschaft hätte dieses Ensemble ergänzen können. Insgesamt schwebte Ebhardt eine Art Messestandort im Grünen vor, der Kommerz und Kultur in sich vereinen sollte. Trotz der zu erwartenden enormen Kosten warnte er davor, wegen fehlender finanzieller Mittel auf derart weit reichende Planungen vollständig zu verzichten und war vielmehr der Meinung, den Menschen mit solchen Projekten den Glauben an die Zukunft Deutschlands zurückgeben zu können. Aus diesem Grund bot er auch an, an der Verwirklichung des Projektes unterstützend teilzunehmen.(3)
Die Antwort des Oberbürgermeisters auf Ebhardts Vorschlag war jedoch ausweichend formuliert. Zum einen waren „die Kosten der Planierung […] infolge der Lohnsteigerung so gewaltig, dass wir nur einige kleinere Provisorien schaffen können„. Zum anderen war das Festungswerk noch von der französischen Besatzung requriert, was eine Umnutzung des Geländes unmöglich machte. Immerhin hatte sich die Stadt für eine spätere Übernahme der Liegenschaft vormerken lassen. Da Wohnraum in Koblenz noch immer knapp war, hatte die Stadt zu diesem Zeitpunkt vermutlich auch kein Interesse an der vorgeschlagenen Umgestaltung. Lediglich der Umbau der Kaserne fand Zustimmung.(4)
Da keiner von Ebhardts Vorschlägen umgesetzt worden ist, hat man von Seiten der Stadt wohl auf seine weitere Einbeziehung verzichtet. Auch wenn ihm kein Erfolg beschieden war, gebührt Bodo Ebhardt allemal der Respekt für seinen Versuch, die Festungsreste einer sinnvollen und darüber hinaus auch wirtschaftlichen Nutzung für die Allgemeinheit und für die Stadt Koblenz zuzuführen.
Matthias Kellermann
Anmerkungen
(1) Schreiben Ebhardts an OB Russell vom 22.10.1922, in: StAK Best. 623 Nr. 8078, S. 7ff.
(2) Siehe Abb. in: Andacht & Krieg. Von der Koblenzer Kartause zum Fort Konstantin. Festschrift zum 10-jährigen Jubiläum Pro Konstantin e. V., hrsg. von Dieter Marcos, Koblenz 2004, S. 152ff.
(3) Schreiben Ebhardts an OB Russell vom 22.10.1922, in: StAK Best. 623 Nr. 8078, S. 7ff.
(4) Schreiben des OB an Ebhardt vom 30.10.1922, in: StAK Best. 623 Nr. 8078, S. 10f.
Abbildungen
Abb. 1: Sammlung R. Arenz, unbekannter Fotograf, undatiert
Abb. 2: Sammlung R. Arenz, Ansichtskarte, Quelle unbekannt, 1928