Fundstück der Woche 31/2022

Kasernen, um bzw. nach 1900

Die Fundstücke der Woche sind Fotografien und Ansichtskarten der nach 1900 auf der linken Rheinseite erbauten Koblenzer Kasernen. Nach der Aufgabe der linksrheinischen Festungssysteme und der Stadtbefestigung 1890 bzw. 1903 wurden auf oder an den aufgelassenen Festungsgeländen Kasernen errichtet. Diese lösten die bis dahin zur Unterbringung der Soldaten genutzten Festungskasematten ab, da die Unterbringung dort nicht mehr zeitgemäß war.

Abb. 1: Mannschaftshaus der Kaserne im Innenhof der Feste Kaiser Alexander, nach 1914

Wenig bekannt ist die Kaserne für das I. Bataillon des 6. Rheinischen Infanterie-Regiments Nr. 68 im Innenhof der Feste Kaiser Alexander, die auf eine bereits 1889 errichtete Fachwerkkaserne des I. und II. Battaillons des 4. Garde-Grenadier-Regiments Königin Augusta zurückgeht. Nach dem Abzug des Regiments 1893 übernahm das 6. Rheinische Infanterie-Regiment Nr. 68 die Kasernengebäude, die ab 1914 u. a. durch das hier gezeigte Mannschaftshaus ergänzt wurden.(1) Von der Kaserne ist heute noch die Reithalle (Kirche St. Beatus) und das Wirtschaftsgebäude (Grundschule am Löwentor) erhalten.

Abb. 2: Die Mannschaftshäuser I und II der Erbgroßherzog-Friedrich-Kaserne, um 1907

Umso bekannter ist die von 1900 bis 1902 für das III. Bataillon des 6. Rheinischen Infanterie-Regiments Nr. 68 erbaute Erbgroßherzog-Friedrich-Kaserne im Vorfeld des Forts Großfürst Konstantin, von der hier die beiden Mannschaftshäuser oder „Doppel-Compagnie-Kasernen“ zu sehen sind. Beide Gebäude wurden leider 1982 beseitigt, das im Hintergrund zwischen den beiden Häusern zu sehende Wirtschaftsgebäude wurde 2000 abgerissen.(2) Heute sind von der Kaserne noch eine Exerzierhalle und zwei Familienhäuser erhalten.

Abb. 3: Stabshaus der Spitzberg-Kaserne, um 1914

Auf der anderen Seite der Simmerner Straße lag das II. Bataillon des 6. Rheinischen Infanterie-Regiments Nr. 68 in der sogenannten Spitzberg-Kaserne. Dieser zunächst als Fachwerkkaserne angelegte Standort wurde von 1910 bis 1914 um zwei Mannschaftshäuser, ein Stabshaus und ein Wirtschaftsgebäude erweitert, die allesamt heute noch erhalten sind. Der Großteil der Gebäude beherbergt heute die JVA Koblenz.

Abb. 4: Mannschaftshaus I der Telegraphenkaserne, um 1900

Die der Koblenzer Stadtbefestigung nach Westen vorgelagerte Moselweißer Schanze wurde 1897–1898 abgerissen und mit einer Kaserne für das Telegraphen-Bataillon Nr. 3 bebaut, nach dem sie in der Folge Telegraphenkaserne benannt wurde. Der unter dem Namen Boelcke-Kaserne besser bekannte Standort wurde 2000 aufgegeben und in der Folge u. a. zum Wohngebiet umgewidmet. Das im Bild gezeigte Mannschaftshaus I existiert noch heute.

Abb. 5: Kaserne für das III. Bataillon des 2. Rheinischen Infanterie-Regiments Nr. 28 „von Goeben“, um 1925

Wenig Beachtung in der Literatur hat bislang der Kasernenkomplex für die Bataillone I, II und III. des 2. Rheinischen Infanterie-Regiments Nr. 28 „von Goeben“ gefunden, das auch an der Feste Kaiser Franz stationiert war. Die namenlos gebliebene Kaserne wird allgemein als Kaserne an der Steinstraße bezeichnet. Hier im Bild zu sehen ist das Wirtschaftshaus (Bildmitte) und das dahinter liegende Mannschaftshaus II der Kaserne des III. Bataillons, die nach 1913 auf Kosten der Stadt Koblenz errichtet worden war. Beide Gebäude existieren heute nicht mehr. Die Kaserne diente der amerikanischen und französischen Besatzung als Unterkunft, zuletzt war hier 1929 das 23. französische Infanterie-Regiment untergebracht (Caserne Kléber). Im Hintergrund ist übrigens das städtische Gaswerk zu sehen.

Abb. 6: Mannschaftshäuser der (alten) Falckenstein-Kaserne am Moselufer, um 1909

Mit dem geplanten Abriss des Löhrtors musste ein Ausweichquartier für das 1. Rheinische Pionier-Bataillon Nr. 8 gefunden werden. So entstand im Vorfeld der 1890 aufgegebenen Koblenzer Stadtbefestigung von 1896 bis 1899 eine neue Kaserne, deren im Bild gezeigte Mannschaftshäuser heute noch existieren. Durch den Bau der neuen Moselbrücke 1934 wurde das Gelände der Falckenstein-Kaserne allerdings durchschnitten, sodass die beiden verbliebenen Gebäude heute in unmittelbarer Nähe zur Brücke und dem Saarkreisel liegen.

Abb. 7: Feldartillerie-Kaserne an der Feste Kaiser Franz, um 1914
Abb. 8: Die Trainkaserne als Quartier Marceau, um 1925

Über die Lützeler Kasernen (Feldartillerie-Kaserne und Trainkaserne) haben wir schon diverse Male auf dieser Homepage berichtet.

Matthias Kellermann

Anmerkungen

(1) Vgl. StAK DB 8 Militär, 07 Kasernen, 3.8. Kaserne im Hof (Waffenplatz) der Feste Kaiser Alexander für I. Batl. 6. Rhein. Infanterie-Regt. Nr. 68.
(2) Vgl. Böckling, Manfred: „Diese neue Unterbringung war ein wesentlicher Fortschritt“, in: Fort Konstantin. Historischer Ort mit Zukunft. Zum 20-jährigen Bestehen des Vereins PRO KONSTANTIN (1993–2013), hrsg. von PRO KONSTANTIN e. V., Gesamtredaktion: Sebastian Gleixner, Koblenz 2013, S. 67-82, hier S. 70f.

Abbildungen

Abb. 1, 3, 4, 7: Sammlung M. Kellermann, unbekannte Fotografen
Abb. 2: Sammlung M. Kellermann, Verlag von A. Hirsch, Koblenz, um 1907
Abb. 5, 8: Sammlung M. Kellermann, französische Ansichtskarte, Verlag/Fotograf unbekannt, um 1925
Abb. 6: Sammlung M. Kellermann, Verlag von Fritz Gutmann, Koblenz, um 1909 (Rechte beim LHA Ko)