100 Jahre Entfestigung – der 11. Februar 1920

Erste Instruktionen der I.M.K.K. zur Entfestigung

Unter der Überschrift „100 Jahre Entfestigung“ wollen wir dieses Jahr an einige markante Daten erinnern, die bei der Entfestigung der Feste Kaiser Franz eine Rolle gespielt haben. Den Anfang macht der 11. Februar 1920.

„Am 11.2.1920“, so berichtet F. Wagner, ehemaliger Mitarbeiter des Koblenzer Entfestigungsamts, „ein Monat nach Inkrafttreten des Friedensvertrages, gab die I.M.K.K. zum erstenmal eine „Instruktion über Niederlegung der deutschen Befestigungen“ heraus“,(1) die sich auf die Artikel 180 und 195 des Vertrags bezog. Er gibt zudem an, dass die deutsche Seite „eine Schleifung der Festungswerke auf der linken Rheinseite in Koblenz“ nicht in Betracht zog, „weil diese schon 1890 und 1903 als Festungswerke aufgelassen, also deklassiert worden waren“. Eine Fehleinschätzung, wie die Deutschen wenig später erkennen sollten.(2)

Diese Annahme der deutschen Stellen erstaunt, wenn man einen Blick in die erwähnte „Instruktion“ der I.M.K.K. wirft, der für die Überwachung der deutschen Abrüstung zuständigen Interalliierten Militär-Kontrollkommission. Per deren Definition sind nämlich alle bestehenden Festungswerke, „veraltet oder nicht“, zu betrachten, und sollen entsprechend behandelt werden: „Im Prinzip müssen alle Festungssysteme […] und alle isollierten [sic!] Befestigungen, die eine Lage besitzen, der an sich militärische Bedeutung zukommt, vollständig niedergerissen oder zur Verteidigung und zu jeder militärischen Besetzung unbrauchbar gemacht werden.“

Allerdings gesteht die I.M.K.K. den Deutschen „als Richtlinie“ zu, „dass in den veralteten Festungen, die Niederreissung nicht vollkommen zu sein braucht“ und dass „die als Kasernen dienenden Häuser und Baulichkeiten, die über der Erde liegen, nicht notwendigerweise zerstört werden“ müssen. Entscheidend ist hier allerdings die Formulierung „kann zugestanden werden“,(3) wie die Deutschen in den folgenden Monaten noch erfahren sollten. Für die 1890 aufgelassene Feste Kaiser Franz bedeutete diese „Instruktion“ jedenfalls nichts Gutes.

Matthias Kellermann

Anmerkungen

(1) F. Wagner: Die Schleifung der Festung Koblenz-Ehrenbreitstein nach dem Weltkrieg, in: Koblenzer Heimatblatt Nr. 10, 10.05.1931.
(2) Ebd.
(3) Anlage zum Schreiben der I.M.K.K. Nr. 1736 vom 11.02.1920, in: Landeshauptarchiv Koblenz Bestand 578,002 Nr. 4, Dokument Nr. 432/20.