Fundstück der Woche 13/2024

Die ehemalige Garnisons-Dampfwaschanstalt während der amerikanischen Besatzung, Februar 1919

Die Fundstücke der Woche 13/2024 sind wieder eine Reihe von Fotografien des amerikanischen Signal Corps (USASC) von 1919. Sie zeigen die ehemalige Dampfwaschanstalt auf der Moselflesche zur Zeit der amerikanischen Besatzung in Koblenz (1918-1923). Das Gebäude wurde vermutlich im Zuge des Einzugs der amerikanischen Besatzung in Koblenz Ende 1918 und der Einrichtung des Quartermaster Depots in Lützel von den Amerikanern übernommen und als Wäscherei weiter betrieben. Im Februar 1919 verfügte diese über sechs Waschmaschinen, vier Schleudern sowie zwei Wäschemangeln, mit denen ca. 180.000 Kleidungsstücke pro Woche gereinigt werden konnten.(1)

Abb. 1: Die Dampfwaschanstalt auf der Moselflesche in Lützel, 1919

Im August 1919 stellte der Generalstabsarzt der U.S.-Armee fest, dass die Wäscherei in Lützel, bei der alle Soldaten der amerikanischen Zone ihre Wäsche zur Reinigung abzugeben hatten, bei weitem nicht ausreichte. Die Entfernungen in der Koblenzer Zone machten diese Vorgabe außerdem für die Soldaten unpraktikabel, sodass vielfach bei deutschen Privatleuten gewaschen wurde.(2) Um die Kapazitäten in Koblenz zu erhöhen, verfügte die amerikanische Besatzung im Oktober 1919 die sofortige Installation neuer Maschinen, um künftig 10 000 kg Wäsche pro Tag bearbeiten zu können.(3) Denn auch in Koblenz sah die bisherige Praxis wohl so aus, dass die hier stationierten amerikanischen Soldaten, die einen Anspruch auf kostenloses Waschen erhoben, ihre Wäsche in der Stadt bei Privatleuten waschen ließen. Dies war sowohl dem amerikanischen Oberkommando als auch der deutschen Seite ein Dorn im Auge. Der nun verfügte Ausbau sollte dieses Problem lösen und auf diesem Weg eine der größten Waschanstalten in Deutschland entstehen lassen.(4) Zu diesem Zweck wurden „vier Doppeltrommel-Waschmaschinen“ erworben und installiert, sodass die Einrichtung inklusive dreier vorhandener kleinerer Geräte nun über insgesamt sieben Maschinen verfügte.(5)

Abb. 2: Maschinenraum in der Wäscherei, 1919

Am 19. Januar 1920 meldete die amerikanische Soldatenzeitung The Amaroc News, dass die Wäscherei in Lützel ihren Betrieb mit den neuen, in Düsseldorf erworbenen Waschmaschinen aufgenommen hatte und nun die Wäsche aller Truppenteile der American Forces in Germany reinigen würde. Zuständig für die neue Einrichtung war das amerikanische Quartermaster Corps. Wegen des zu erwartenden Ansturms war das Personal auf 100 Frauen und 35 Männer aufgestockt worden, die in drei Schichten arbeiteten. Der Preis für die Wäsche, die pro Mann auf 25 Kleidungsstücke pro Woche begrenzt war, belief sich auf 30 Mark per Monat.(6)

Abb. 3: Wäschekammer mit deutschen Wäschestücken, 1919

Im April 1920 wurden, im Zuge der Verlegung des Salvage Depots (zuständig z.B. für die Reparatur von schadhaften Ausrüstungsgegenständen und Uniformen(7)) in die Feste Kaiser Franz, die Wäscherei und die benachbarte Schusterwerkstatt im ehemaligen Bekleidungsamt dem Salvage Officer (Bergungsoffizier) unterstellt. Im Depot wurden außerdem Schneidereien und diverse Reparaturwerkstätten eingerichtet, zudem erhielt die Wäscherei auch eine chemische Reinigung.(8)

Abb. 4: Trockenraum einer amerikanischen Schusterwerkstatt im ehemaligen Bekleidungsamt, 1919

1922 zahlten einfache Soldaten ungeachtet der Menge pro Monat lediglich 50 Cents für ihre gesamte Wäsche, Offiziere mussten einen Cent pro Kleidungs- oder Ausrüstungsstück bezahlen.(9) Diese Preise hatten allerdings lediglich noch symbolischen Charakter. Daneben war es auch den mit den amerikanischen Truppen assoziierten Zivilpersonen gestattet, ihre Wäsche in Lützel waschen zu lassen. Neben der Wäscherei betrieb das Quartermaster Corps auch eine Trockenabteilung mit amerikanischen Maschinen, sodass man die vollständige Rückgabe der fertig getrockneten Teile innerhalb von vier Tagen garantieren konnte. So war der Soldat sicher, seine Wäsche für die Samstagsinspektion sauber und vollständig zurück zu erhalten. Die Garnisonswaschanstalt, so das Fazit der The Amaroc News, war in ihrer Effizienz und Schnelligkeit eine moderne amerikanische Einrichtung.(10)

Mit der Reduzierung der amerikanischen Besatzungszone und der Garnison kam im April 1922 schließlich das Gerücht auf, dass die Wäscherei ihren Betrieb eingestellt hatte, was der damalige Leiter in den The Amaroc News jedoch dementierte: „The Laundry will continue to operate as long as there are troops in this area, the sergeant declares.“(11) Dennoch zog die fortwährende Truppenreduzierung auch einen größeren Stellenabbau in der Wäscherei nach sich. Ende Mai 1922 wurde der Betrieb dann dahingehend eingeschränkt, dass nur noch die gesammelte Wäsche von mehreren Truppenteilen bearbeitet werden konnte, während Einzelpersonen außen vor blieben.(12)

Nachdem die Wäscherei im Juli 1922 ihren Betrieb in Lützel vollständig eingestellt hatte(13) wurden die Räumlichkeiten noch im gleichen Monat von der französischen Armee requiriert.(14) Über die weitere Verwendung in den folgenden Jahren liegen jedoch bislang keine weiteren Erkenntnisse vor.

Matthias Kellermann

Anmerkungen

(1) Vgl. den Begleittext zur Abb. 2 (Quelle siehe Abbildungsnachweis).
(2) Vgl. Report of the Surgeon General U.S. Army to the Secretary of War 1920, Washington 1920, S. 388.
(3) Vgl. Schreiben des Chief Engineers A.F.G. vom 18.10.1919, in: BArch Best. R 133 Nr. 122: Waschanstalt Koblenz-Lützel. Oktober 1919, S. 6.
(4) Vgl. Schreiben des Reichsvermögensamts Koblenz, Tgb-Nr. 179 vom 21.10.1919, in: BArch Best. R 133 Nr. 122, S. 7.
(5) Schreiben des Reichsvermögensamts Koblenz Nr. 3112/B vom 03.02.1921, in: BArch Best. R 133 Nr. 122, S. 16.
(6) Vgl. U.S. Army laundry at Lutzel is ready to wash for Yanks, in: The Amaroc News Vol. 1 Nr. 281, 19.01.1920.
(7) Vgl. Barnes, Alexander F.: Over there. Army expeditionary forces logistics in World war I, in: Army Logistician, Band 40, Ausgabe 4, Juli-August 2009, S. 20-23, hier S. 22.
(8) Vgl. American representation in occupied Germany. 1920-1921, Volume II, compiled by the Assistant Chief of Staff, G-2, American Forces in Germany, S. 347.
(9) Vgl. Garrison Laundry still functioning in Lutzel, in: The Amaroc News Vol. 3 Nr. 354, 09.04.1922, S. 10.
(10) Vgl. Garrison Laundry in Coblenz-Lutzel is modern American institution, in: The Amaroc News Vol. 3 Nr. 256, 01.01.1922, S. 6.
(11) Garrison Laundry still functioning in Lutzel, in: The Amaroc News Vol. 3 Nr. 354, 09.04.1922, S. 10. Übersetzung: „Die Wäscherei wird so lange weiterarbeiten wie [amerikanische, Anm. d. Verfassers] Truppen in dieser Zone sind, stellte der Sergeant fest.“
(12) Vgl. Garrison Laundry closes May 31st to local patrons, in: The Amaroc News Vol. 4 Nr. 37, 27.05.1922, S. 4.
(13) Vgl. New AFG Garrison Laundry will be opened on Sept. 1, in: The Amaroc News Vol. 4 Nr. 132, 30.08.1922, S. 4.
(14) Vgl. Schreiben der F.A.R. Nr. 119/107 vom 19.07.1922, in: BArch Best. R 133 Nr. 122, S. 40.

Abbildungen

Abb. 1: National Archives, Washington, Record Group 111, Photographs of American Military Activities, Bild Nr. 111-SC-155374, Fotograf Sergeant F. G. Carnochan, 12. Februar 1919, gemeinfrei. Ausschnitt bearbeitet von M. Kellermann (Link zum Original).
Abb. 2: National Archives, Washington, Record Group 111, Photographs of American Military Activities, Bild Nr. 111-SC-155373, Fotograf Sergeant F. G. Carnochan, 12. Februar 1919, gemeinfrei. Ausschnitt bearbeitet von M. Kellermann (Link zum Original).
Abb. 3: National Archives, Washington, Record Group 111, Photographs of American Military Activities, Bild Nr. 111-SC-155371, Fotograf Sergeant F. G. Carnahan, 11. Februar 1919, gemeinfrei. Ausschnitt bearbeitet von M. Kellermann (Link zum Original).
Abb. 4: National Archives, Washington, Record Group 111, Photographs of American Military Activities, Bild Nr. 111-SC-155333, Fotograf Sergeant F. G. Carnahan , 10. Februar 1919, gemeinfrei. Ausschnitt bearbeitet von M. Kellermann (Link zum Original).