Fundstück der Woche 14/2017

April, April!, 1. April 1935

Das Fundstück der Woche 14/2017 ist ein Artikel aus der Koblenzer Volks-Zeitung vom 1. April 1935. Unter der Überschrift „Frühlingsgang durch den Lützeler Volkspark. Beschleunigter Fortgang der Arbeiten – Interessante Bodenfunde“ schickte der unbekannte Autor die Leser in Wort und Bild in den April.

Der Volkspark in Lützel enstand von 1932 bis 1936 auf dem Gelände der ehemaligen Bubenheimer Flesche, im Kernwerk etablierte sich 1937 ein beliebtes Lokal. Laut Volkszeitung war der Park auf dem besten Weg, „zu den schönsten Gartenarchitekturen Westdeutschlands“ zu werden. Um Nichtschwimmern das Planschen im Volkspark zu ermöglichen, beschritten die Planer bei der Anlage eines Schwimmbeckens völlig neue Wege.

„Nach dem Sender zu ist ein großes Wasserbassin eingelassen, das im Sommer als Schwimmgelegenheit für die Bevölkerung dienen wird. Es ist im Betonkork-Verfahren erbaut, das auch bei den Schwimmanlagen in Wiesbaden, Frankfurt, Oenhausen zur Anwendung kam. Diese Konstruktion ermöglicht es auch dem Nichtschwimmer, ungefährdet die tiefsten des Bassins zu passieren. Rings um das Bassin führen rasenbedeckte Wege. Weiter nördlich ist das Musikpavillon im Rohbau fertig, wo im Sommer das Städtische Orchester gastieren wird, so daß ein alter Wunsch in Erfüllung geht und Verpflichtungen nach auswärts nicht mehr notwendig sind.

Das ehemalige Kernwerk der Flesche, das bis dato vom Freiwilligen Arbeitsdienst und dem städtischen Gartenamt genutzt wurde, wies einige interessante Funde aus jüngerer Zeit auf.

„Der Rundbau und die Arkaden sind im wesentlichen in der alten Form erhalten geblieben; bei der Erneuerung des Verputzes wurden einige köstliche Fresken aus der Besatzungszeit freigelegt. Man hat auch den Namen des amerikanischen Soldaten feststellen können, der diese Zeichnungen geschaffen hat; es ist William Wally, von der United Preß, der damals zur Besatzungsarmee gehörte. Die Zeichnungen, die Szenen aus dem Soldatenleben darstellen, bleiben erhalten.“

Auf dem Gelände traten bei Grabungen auch interessante Funde zutage, von denen einer einen ganz neuen Blick auf den Ursprung des Namens „Koblenz“ warf.

„Neben Urnen und Scherben der Vorgeschichte ist am interessantesten ein Votivstein, der die Inschrift trägt: „DIVO OPTIMO COBLONO“, vermutlich aus dem 2. Jahrhundert. Privatdozent Dr. Spitz hat die Tafel genau untersucht und weist nach, daß es sich offenbar um die Widmung eines römischen Soldaten an den heimischen Gott Coblons handelt; dadurch wird auch die Ansicht bestätigt, daß der Name Koblenz nicht, wie man glaubte, von Confluentes, sondern von eben diesem […] stammte.“

Die Aufklärung des Unsinns folgte am nächsten Tag.

Matthias Kellermann

Quellen

Stadtarchiv Koblenz (StAK)
Koblenzer Volks-Zeitung Nr. 77, 01.04.1935: Frühlingsgang durch den Lützeler Volkspark. Beschleunigter Fortgang der Arbeiten – Interessante Bodenfunde.
Koblenzer Volks-Zeitung Nr. 78, 02.04.1935: April, April!