Fundstück der Woche 16/2020

Folgen Sie dem Knopf!, 1792 bis 1923

Die Fundstücke, die wir in Woche 16/2020 präsentieren, sind vermutlich alle auf der linken Seite von Rhein und Mosel gefunden worden, um Sankt-Sebastian und die Rheindörfer herum. Entsprechend sind sie Gegenstände, die auch in der Feste Kaiser Franz hätten gefunden werden können.

Fundstücke können manchmal ganz banale Sachen sein. Kleidungen überstehen zwar in der Regel die Jahrhunderte nicht, dafür aber deren Verschließungen, die wir häufig verlieren. Wer hat noch nicht einen Knopf verloren? Und eben diese, insbesondere wenn sie aus einer metallischen Legierung gefertigt worden sind, sind heute noch in der Erde zu finden. Und sie können uns eine ganze Menge erzählen!

Die Französische Revolution

Unsere Zeitreise „per Knopfdruck“ startet mit der französischen Revolution. Nicht, dass früher die Leute keine Knöpfe verloren hätten, aber die Datierung ist immer einfacher mit der Militärausrüstung, die hier eindeutig herauszufinden ist. Im Jahr 1792 entscheidet der Konvent in Paris, das die französischen Soldaten jetzt nicht mehr die weiße königliche Uniform tragen sollen, und eine neue, trikolore Tracht wird weitgehend verteilt. Diese bekommt auch neue Knöpfe, mit der Faschine und der Jakobinermütze. Bei der Eroberung der Stadt Koblenz am 23. Oktober 1794 durch General Marceau und seine Truppen tragen seine Soldaten diese bronzenen Knöpfe. Auch in den folgenden Jahren ist viel französisches Militär hierzulande stationiert und teilweise in kriegerische Auseinandersetzungen mit den Österreichern verwickelt, bevor 1801 endlich Frieden herrscht.

Abb. 1: Französische Knöpfe Modell 1792

Auch gibt es Knöpfe, von denen den Ursprung schwer zu bestimmen ist. In der Tat tragen Husaren beider Seiten runde Knöpfe, Glöckchen nicht unähnlich. Diese Knöpfe werden bis weit ins 19. Jahrhundert getragen.

Abb. 2: Husarenknöpfe

Die preußische Zeit

Nach der Niederlage von Napoleon 1815 sprechen die Verträge des Wiener Kongresses die Rheinlande Preußen zu. Die ersten Jahre sind die Uniformen noch weitgehend mit einfachen Knöpfen bestückt, bis 1843 das Militär eine neue Montur erhält, von denen das typischste Merkmal der „Helm mit Spitze“ ist, im Volksmund als Pickelhaube bekannt. Aber auch die Knöpfe werden angepasst: der neue Waffenrock zeigt große, breite Messingknöpfe, und hinten am Koppel sind diese sogar so geformt, dass sie den Gurt halten können.

Abb. 3: Preußische Knöpfe für Waffenröcke

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird die Uniform noch mehr ein Statussymbol als zuvor. Der steigende Reichtum durch die Industrielle Revolution führt auch dazu, dass Beamte und andere Würdenträger schöne Dienstkleidungen bekommen und entsprechend glänzen können. Die Knöpfe der königlichen preußischen Eisenbahn weisen daher ein Wappen mit dem Preußischen Adler auf.

Abb. 4: Preußische Beamten-Knöpfe

Nach dem Ersten Weltkrieg

Allerdings ist diese Entwicklung weltweit verbreitet, und auch wenn die ersten Tarnkleidungen kurz vor oder während des Ersten Weltkriegs zum Einsatz kommen, sind zumindest die Paradeuniformen noch mit glänzenden, meist mit Wappen verzierten Knöpfen ausgerüstet. Auch wenn die hier gezeigte Sammlung erstaunlicherweise keine französischen Knöpfe der Zeit beinhaltet, haben wir zumindest einige Stücke der amerikanischen Besatzungstruppen, die von Ende 1918 bis Anfang 1923 in Koblenz und Umgebung anwesend sind.

Abb. 5: Amerikanische Knöpfe

Aber auch einfachere Reliquien aus allen diesen Zeiten sind vorhanden, jedoch meist schwierig zu datieren. Unter anderem sind die Arbeitskleider der deutschen Soldaten, sogenannte Drilliche, mit einfachen Blech- oder Aluminium-Knöpfen bestückt, die allerdings, mit ganz wenigen Abweichungen in der Größe oder Anzahl der Löcher, in allen Epochen bis hin zum Zweiten Weltkrieg verwendet werden.

Abb. 6: Drillich-Knöpfe aus verschiedener Herstellung

Der Rest der Sammlung(1) ist von weniger Interesse. Viele Knöpfe sind schwer datierbar oder in sehr schlechtem Zustand: Eben der Nachteil von Bodenfunden. Nach Bereinigung und trotz näherer Betrachtung können sie nur sehr schwer zugeordnet werden. Auch moderne Teile wie Jeans-Knöpfe gehören natürlich zu diesen Fundstücken und schließen diese kleine Zeitreise mit unserer Epoche ab.

Jean-Noël Charon

Anmerkungen

(1) Alle hier gezeigte Knöpfe stammen aus der Sammlung Jan Reuter (†), jetzt im Besitz des Autors.

Abbildungen

Abb. 1 bis 6: Foto J.-N. Charon, 2020