Fundstück der Woche 18/2017

Eine Befestigungsgeschichte von Koblenz, 1834

Das Fundstück der Woche 18/2017 ist die „Kriegs- und Befestigungsgeschichte von Coblenz und Ehrenbreitstein“ von Ernst Dziobek. Das von 1830 bis 1834 in Koblenz verfasste Buch liegt im Landeshauptarchiv Koblenz, im Mittelrhein-Museum und im Stadtarchiv Koblenz als Handschrift bzw. als maschinengeschriebene Abschrift vor, das Original ging wohl 1945 verloren.

Die 1834 erschienene „Kriegs- und Befestigungsgeschichte von Coblenz und Ehrenbreitstein“ geht zurück auf eine Anordnung des preußischen Kriegsministers Karl Georg Albrecht Ernst von Hake. Dieser verfügte mit Schreiben vom 15. November 1822, „dass von allen Festungen des preußischen Staates eine Militär- und Fortifikationsgeschichte zu erstellen sei“.(1) Den Auftrag zur Ausarbeitung erhielt der Hauptmann 2. Klasse Ernst Christian Dziobek (1795-1845), der seit 1828 erster Adjutant des damaligen Kommandanten der Festung Koblenz und Ehrenbreitstein, Generalleutnant Ernst Ludwig von Aster, war. Der aus einfachen Verhältnissen stammende Dziobek war 1821 nach Köln versetzt worden, wo er beim Bau der Festung möglicherweise einen eigenen Bauposten leitete. Gesichert ist allerdings, dass er 1826 während seines Fortifikationsdienstes in Köln eine Kriegs- und Befestigungsgeschichte der Stadt Köln am Rhein vorlegte.(2) Seine von 1830 bis 1834 entstandene Abhandlung über die ihrer Vollendung entgegengehenden Festung Koblenz liegt heute noch im Landeshauptarchiv Koblenz, im Mittelrhein-Museum und im Stadtarchiv Koblenz als Handschrift bzw. als maschinengeschriebene Abschrift vor, während das Original samt der 15 dazugehörenden Pläne beim Brand des Heeresarchivs in Potsdam 1945 vernichtet wurde.(3)

Abb. 1: Titelblatt der Befestigungsgeschichte, Quelle: Stadtarchiv Koblenz

Ernst Dziobek bietet nicht nur die Befestigungsgeschichte von Koblenz seit der römischen Zeit, sondern auf 12 Seiten auch die Geschichte der Neubefestigung von Koblenz und Ehrenbreitstein ab 1815 komprimiert dar. Wichtigster Punkt im preußischen Verteidigungskonzept war der erneut befestigte Ehrenbreitstein, wie Dziobek in seiner Einleitung ausführt.

Wenn man die jetzigen Befestigungen von Coblenz und Ehrenbreitstein mit Aufmerksamtkeit betrachtet, gewinnt man sehr bald die Ueberzeugung, dass die sämmtlichen Werke dieses dreifachen Brückenkopfs in ihrem Zusammenhange ein grosses Ganze bilden, und dass der Ehrenbreitstein gleichsam als die Citadelle davon angesehen werden kann. Die Wichtigkeit desselben hängt aber hauptsächlich von seiner Lage ab; weshalb er auch schon in den frühesten Zeiten eine grosse Bedeutung erlangte, immer als der letzte Zufluchtsort der Kurfürsten von Trier betrachtet wurde und in der That auch in allen Kriegs-Ereignissen, die Coblenz berührten, eine Rolle mitspielte.“(4)

Abb. 2: Aus der Einleitung, Quelle: Stadtarchiv Koblenz

Auch die Geschichte der Feste Kaiser Franz kommt in Dziobeks Buch mehrfach zur Sprache. So berichtet der Autor z. B. auf Seite 196 bzw. Blatt 145 über den Baubeginn in Lützel: „Den 3ten September wurden die Erdarbeiten auf der Angriffsfront auf dem Karthäuser Plateau, am 16ten die auf dem Petersberge angefangen, und so eifrig betrieben, dass im folgenden Frühjahre die Mauer-Arbeiten vor sich gehen konnten.“(5)

Abb. 3: Baubeginn auf dem Petersberg, Quelle: Stadtarchiv Koblenz

Mit ihrer Fertigstellung 1834 war die Geschichte der Festung aber keineswegs abgeschlossen. Auch in den folgenden Jahrzehnten wurde die Historie chronologisch weiter ergänzt.
„Die früher bearbeitete Militair- und Fortificatios- [sic!] Geschichte von Coblenz und Ehrenbreitstein schließt mit dem Jahre 1833 ab. Da seitdem die Festung durch äußere kriegerische Verhältnisse nicht berührt worden ist, so bleibt nur übrig, zur Ergänzung dieser Geschichte dasjenige in chronoligischer [sic!] Reihenfolge anzuführen, was in den seitdem verflossenen 20 Jahren zur Verstärkung und Vervollständigung der Festung geschehen ist.“(6)

Bei den 20 Jahren ist es allerdings nicht geblieben: Erst 1905 wurden die Arbeiten an der Fortifikationsgeschichte schließlich eingestellt. Insbesondere der zweite Teil von 1834 bis 1905, der nicht mehr aus der Feder Ernst Dziobeks stammt, bietet eine Fülle von Informationen zu späteren Baumaßnahmen an den Festungswerken. Vor dem Hintergrund der Zerstörung des Reichsarchivs in Potsdam, bei der 1945 mit den Koblenzer Festungsbauakten vermutlich auch das Original der Befestigungsgeschichte vernichtet worden war, stellt die Abhandlung, die Ernst Dziobek 1830 begonnen hatte und die heute noch unter seinem Namen geführt wird, eine Quelle von unschätzbarem Wert dar.

Matthias Kellermann

Anmerkungen

(1) Vgl. Weber, Festungsanlagen, S. 20.
(2) Vgl. Kellermann, Matthias: Biographische Notizen zu Ernst Dziobek, Bonn 2016.
(3) Vgl. Weber, Festungsanlagen, S. 20.
(4) Stadtarchiv Koblenz (StAK) HK 11 Dzi: Dziobek, Ernst: Kriegs- und Befestigungsgeschichte von Coblenz und Ehrenbreitstein, Koblenz 1834, darin: „Festungs-Geschichte von Coblenz und Ehrenbreitstein 1834 bis 1905“ sowie „2. Spezial-Geschichte der einzelnen zur Ausführung gekommenen Bauten“. Die handschriftliche Version liegt im Stadtarchiv unter Best. 623 Nr. 6022 und 6023 vor.
(5) Ebd., Seite 196 bzw. Blatt 145.
(6) StAK HK 11 Dzi, Festungs-Geschichte, Blatt 1.

Literatur

Kellermann, Matthias: Biographische Notizen zu Ernst Dziobek, Bonn 2016
(hier online abrufbar)
Weber, Klaus T.: Die preußischen Festungsanlagen von Koblenz (1815-1834), Weimar 2003 (Diss. Reihe: Kunst- und Kulturwissenschaftliche Forschungen Band 1)

Abbildungen

StAK Bestand 623 Nr. 6022, mit freundlicher Genehmigung