Fundstück der Woche 21/2017

Zur Ortsbezeichnung „Petersberg“, 1797

Das Fundstück der Woche 21/2017 ist ein Artikel aus der National-Zeitung der Teutschen vom 19. Oktober 1797. Anlässlich der Überführung der Leiche des Generals Hoche nach Koblenz erklärt der Autor M. Schellenberg die Erscheinung des Petersbergs und seine Rolle seit den ersten Befestigungsmaßnahmen der Preußen 1792. Was aber ist der Petersberg und woher kommt die Bezeichnung?

Zum Petersberg schreibt Schellenberg:

„Der Petersberg, welcher wegen der vorhin darauf gestandenen Brunnenstube unter diesem Namen bekannter war, ist eine gegen Koblenz über, unweit der Moselbrücke, am linken Ufer der Mosel und ebenso am linken Rheinufer gelegene Anhöhe, doch so, daß sie dem ersten Flusse ungleich näher als dem letzten liegt, indem sich die Anhöhe im Hintergrunde der Mosel völlig nähert, und die Ufer derselben bildet.“(1)

Etwa von der Gegend der Rohrer Höfe bis in Höhe der heutigen Europabrücke bildet er das Ufer der Mosel, bevor er nach Osten schroff zum Rhein hin abfällt. Dieser Bergrücken wird in Richtung des heutigen Lützeler Volksparks immer flacher, bevor er sich in Richtung Bubenheim und Kesselheim in der Ebene verliert. Die Anhöhe erreicht eine maximale Höhe von 100 Metern über Normalnull und ist damit gut 70 Meter niedriger als die beiden anderen markanten Erhöhungen, die die Stadt Koblenz einrahmen: der Ehrenbreitstein und die Karthause.(2)

Plan von Koblenz mit unbebautem Petersberg in Lützel, 1691

Der Name Petersberg geht vermutlich auf eine mittelalterliche, dem heiligen Petrus geweihte Kapelle zurück.

„Für das Jahr 1012 ist nämlich bereits eine Einsiedlerklause am Petersberge bezeugt. Der Name Petersberg hat sicherlich seinen Namen von einem dem hl. Petrus geweihten Kapellchen.“(3)

Die Erhebung war den Zeitgenossen im 18. Jahrhundert auch unter der Bezeichnung „Mariahülfberge“ nach der gleichnamigen Kapelle aus dem 17. Jahrhundert oder unter dem Namen „Brunnenstube“ bekannt. Letztere wurde nach 1751 als Teil der Metternich-Koblenzer Wasserleitung angelegt. Eine andere Quelle bezeichnet die Brunnenstube als „ein großes Gartenhaus“(4).

Abb. 1: Östlicher Hang des Peterbergs mit Reduitrest der Feste Franz, 2016

Auf dem östlichen Ausläufer des Petersbergs entstand ab 1816 die Feste Franz, der am Moselabhang zu ihrer Linken die Moselflesche und rheinaufwärts zu ihrer Rechten die Bubenheimer Flesche zur Seite gestellt wurden. Die Kehlmauer der Feste Franz schloss ursprünglich mit dem Osthang ab und nutzte so den Höhenunterschied als natürliches Annäherungshindernis. Wegen Hangrutschgefahr wurde die Mauer später einige Meter nach Westen verlegt.

Heute bezeichnet man den Petersberg allgemein als den „Bodelschwingh“ nach der gleichnamigen Straße. Nach der 1932 erfolgten Übernahme des ca. 65.000 m² großen ehemaligen Festungsareals richtete der Verein Herberge zur Heimat e.V. in der Feldartillerie-Kaserne ein Heim für fahrende Handwerker ein, das den Namen „Von-Bodelschwingh-Haus“ erhielt. Nach diesem wurde dann 1938 der ganze Straßenzug benannt.

Matthias Kellermann

Anmerkungen

(1) National-Zeitung der Teutschen, 42stes Stück, 19.10.1797, S. 897-900: „Den 23. Sept. ist die Leiche des Gen. Hoche…“
(2) Zu den Höhenangaben vergleiche Weber, Klaus T.: Die preußischen Festungsanlagen von Koblenz (1815-1834), Weimar 2003 (Diss. Reihe: Kunst- und Kulturwissenschaftliche Forschungen Band 1), S. 182, 230 und 262.
(2) Bellinghausen, Hans: Zur 700-Jahrfeier der Lützelländer Kirmes verbunden mit Fahnenweihe des Vereins „Bombenfeste“, in: Koblenzer Heimatblatt Nr. 40, 11.10.1925, S. 1ff. (Digitalisat)
(3) Unpartheyische Geschichte des Aufenthalts der Fraenkischen Bürger im Kurfürstenthume Trier, vorzüglich in der Residenz-Stadt Coblenz, mit Actenstücken. Erstes Heft, Koblenz 1795, S. 44

Abbildungen

Abb. 1: Foto R. Arenz, 2016