Fundstück der Woche 28/2021

Ein Bildband über Koblenz, 1925

Das Fundstück der Woche 28/2021 ist der Bildband Coblenz aus der Reihe Deutschlands Städtebau, erstmals veröffentlicht 1922 im Dari-Verlag. Die hier gezeigte zweite Auflage erschien 1925 anlässlich der auch in Koblenz begangenen „Rheinischen Jahrtausendfeier„. Der opulent gestaltete Bildband enthält eine Fülle von qualitativ hochwertigen Bildern, darunter auch verschiedener im Zweiten Weltkrieg zerstörten Bereiche des „alten“ Koblenz.

Abb. 1: Titelblatt des Bildbandes, 1925

Für die Geschichte der Feste Kaiser Franz ist der Band insofern interessant, da hier einige Entfestigungsbilder des Festungswerks gezeigt werden.

Abb. 2: Festungsbilder von Joseph Ring, 1920

Der Koblenzer Fotograf Joseph Ring (1877–1933, siehe auch Fundstück der Woche 05/2018) fertigte von 1920 bis 1922 im Auftrag des Koblenzer Entfestigungsamts über 100 Fotografien der Koblenzer Festungswerke vor und nach sowie zum Teil auch während der Entfestigung von Koblenz (1920-1922 und 1927/1929) an. Sechs der insgesamt 22 erhaltenen Abzüge der Feste Kaiser Franz finden sich im Buch wieder. Die hier abgebildeten Fotos zeigen einen Blick in den Frontgraben der Feste Kaiser Franz vor und nach der Zerstörung Ende 1920.

Abb. 3: Übergang vom linken Graben in den Frontgraben, links die Frontgrabenwehr, 1920
Abb. 4: Die gleiche Stelle nach den Sprengungen, ca. 1921

Daneben enthält das Buch auch einige ältere Festungsbilder, wie die hier gezeigte Stadtseite des Löhrtors von Adolph Friedrich Hirsch (1860-1932).

Abb. 5: Stadtseite des Löhrtors, vor 1885

Der Fotoband versammelt neben Joseph Ring und Adolph Hirsch Werke von einer Vielzahl der in Koblenz bekannten Fotografen, so z. B. des Hoffotografen Otto Philipp Kilger (1842-1914), Wilhelm Weiand (gest. 1962), Hermann Wilhelm Menzel (1878-1951) und der Firma Lindstedt & Zimmermann, die seit 1920 in Koblenz ansässig war und von der die nachfolgende Fotografie stammt. Die begleitenden Aufsätze stammen u. a. aus der Feder des Museumsdirektors Adam Günther sowie von Hans Bellinghausen und Fritz Michel, die beide heute wegen ihrer Haltung und Rolle in der NS-Zeit umstritten sind.

Abb. 6: Viehmarkt im Koblenzer Schlachthof (Viehmarkthalle), um 1922

Interessant ist auch das unten gezeigte Bild des Fotografen Heinrich Maurer (1884-1937). Es zeigt das Holzlager der Holzhandlung Josef Rehm am Lützeler Güterbahnhof. Interessant wird das Bild durch die im Hintergrund rechts oben zu sehenden Gebäude, bei denen es sich um die Wagenhäuser 10 und 11 des Artilleriedepots an der Feste Kaiser Franz handelt. Der kleine grüne Punkt im Bild markiert das ehemalige Trierer Tor der Lützeler Ortsbefestigung, das an das Wagenhaus 10 angebaut war und bei dem es sich um eine kleine Kaponniere (eine Art „Geschütztürmchen“) handelte. Leider haben wir bislang noch keine Nahaufnahmen der Kaponniere gefunden, die erst in den 1970er-Jahren abgerissen wurde. Das Wagenhaus 11 war dagegen bereits im Zweiten Weltkrieg zerstört worden.

Abb 7: Kaponniere am Artilleriedepot in Lützel (sog. Trierer Tor), um 1922

Den Band Coblenz aus dem Dari-Verlag gibt es antiquarisch schon für kleines Geld zu erwerben.

Matthias Kellermann

Anmerkungen

Die Lebensdaten der Fotografen stammen aus dem Stadtarchiv Koblenz, StAK DB 2 Nr. 1: Koblenzer Fotografen ab 1842, Stand 23. Juli 2018

Abbildungen

Alle Abbildungen stammen aus dem hier vorgestellten Buch „Coblenz“, erschienen in der zweiten Auflage 1925 im Dari-Verlag. Die Bilder im Einzelnen:
Abb. 1: Titelblatt des Bildbandes, 1925
Abb. 2: Vier Fotografien von Joseph Ring (1877–1933), 1920, S. 60
Abb. 3+4, Fotografien von Joseph Ring (1877–1933), 1921, S. 61
Abb. 5: Fotografie von Adolph Friedrich Hirsch (1860-1932), vor 1885, S. 27
Abb. 6: Fotografie von Lindstedt & Zimmermann, vermutlich Karl Zimmermann (1885-1943), um 1922, S. 145
Abb. 7: Fotografie von Heinrich Maurer (1884-1937), um 1922, S. 176