Fundstück der Woche 37/2017

Kanonendonner an der Feste Kaiser Franz, 21. Juni 1850

Das Fundstück der Woche 37/2017 ist ein Artikel aus der Deutschen Wehrzeitung vom 4. Juli 1850. Darin wird über eine Feierstunde des Füsilier-Bataillons des 17. Infanterie-Regiments auf der Feste Kaiser Franz berichtet. Anlass zu der Feier war das einjährige Gedächtnis an die Teilnahme des Bataillons an dem Gefecht bei Waghäusel mit badischen Revolutionstruppen. Obwohl die preußischen Soldaten sich hier zurückziehen mussten, gelten sie als Sieger dieser Schlacht, da in der Folge die badische Armee sich nach und nach auflöste und schließlich in die Schweiz zurückzog.(1)

Das Füsilier-Bataillon des 17. Infanterie-Regiments war ursprünglich in Wesel stationiert, von wo aus es sich am 25. Mai 1849 Richtung Pfalz in Marsch setzte. Nach der Schlacht bei Waghäusel wurde es am 25. Oktober 1849 nach Koblenz verlegt, um dort in der Feste Kaiser Franz und den Fleschen des Systems Feste Franz unterzukommen.(2) Zu diesem Zeitpunkt war die Festung, im Zuge der revolutionären Vorgänge in Deutschland, bereits seit dem 6. März 1848 armiert, d.h. für einen Angriff vorbereitet. Obwohl die Revolution mit dem Scheitern der Nationalversammlung und der Niederschlagung der Badischen Revolution im Juli 1849 de facto beendet war, blieb die Armierung der Festung Koblenz und Ehrenbreitstein noch bis zum 30. Januar 1851 bestehen.

Am 21. Juli 1850 feierte nun dieses Bataillon in Koblenz das Jahresgedächtnis seiner Teilnahme an dem Gefecht in Waghäusel und somit der Niederschlagung der Revolution. Der Tag begann für die Soldaten mit dem allgemeinen Wecken (Reveille) an der Feste Kaiser Franz, um 7 Uhr feuerten die Kanonen und begleiteten so das Fahnenaufziehen an der Feste Kaiser Franz und der Moselflesche, der Bubenheimer und der Neuendorfer Flesche.

Die Soldaten marschierten im Anschluss zum großen Paradeplatz auf der Karthause, wo ab 9 Uhr eine Parade und Exerzieren stattfanden, gefolgt von einem evangelischen Gottesdienst in freier Natur (der katholische Militär-Pfarrer hatte seine aktive Teilnahme am Gottesdienst abgesagt). Neben den 17ern nahmen auch die Soldaten des 25. Infanterie-Regiments, Artilleristen und Pioniere an dem Gottesdienst teil, jene Einheiten, die auch an dem badischen Feldzug beteiligt waren.

Im Anschluss marschierten die Einheiten wieder in ihre Unterkünfte ab, wo sie zunächst eine Stärkung erwartete.

„Die Offiziere speisten als Gäste der Soldaten mit denselben im Freien in den resp. Festen. Gemüthliche Unterhaltung bei einem Glase Bier ohne Redepomp, aber desto herzlicher.“

Das eigentliche Fest zum Jahresgedächtnis fand dann abends in der Feste Kaiser Franz statt.

„Abends 6 Uhr in Hofe des Kernwerkes sämtliche Compagnieen an langen Reihen von Tischen mit Butter-Brod, Schinken und trefflichem Bier sehr reichlich bewirthet. Das 25ste Regiment hatte bereitwilligst gestattet, daß seine Musik diesen Theil des Festes, welcher der Fröhlichkeit ausschließlich gewidmet war, besonders erhöhte. Als Se. Excellenz, der commandirende General den Platz betrat, erhoben sich, ohne dazu erst durch ihre Offiziere aufgefordert zu sein, die sämmtlichen Soldaten und brachten ihrem Führer in dem Badischen Feldzuge ein Hurrah! das kein Ende nehmen wollte und welches Se. Excellenz durch ein Hoch auf das Bataillon erwiderte.

Gesang, Spiele, Tanz und lustige Intermezzo’s, in denen die Komiker sämmtlicher Compagnieen wetteiferten unterhielten das Fest in seiner Munterkeit bis zum späten Abend. Der Tanz wurde durch eine Polonaise eröffnet, welche einer der Hauptleute mit einer Marketenderin aufführte, die bereits im 29sten Jahre bei dem Bataillon dies Amt versieht und welche bei Waghäusel nebst ihrer Tochter in Gefangenschaft gerathen war. Der Eingang zu dem Kernwerke der Feste Franz war mit Laubgewinden geschmückt, deren erstes, unmittelbar an der Chaussee in einem Blumenkranze die Inschrift trug:

Es lebe hoch!
Friedrich Wilhelm IV.
und
Sein treues Heer!“
(3)

Die 17er sollten nach dieser ausgelassenen Feier nicht mehr lange im System Feste Franz untergebracht sein. Ende Juli 1850 rückte das Bataillon nach Waldböckelheim zu Übungen und Manövern ab. Nach dem Ende der Spannungen mit Österreich kehrten die Soldaten nicht mehr nach Koblenz zurück, die neue Garnison hieß statt dessen Düsseldorf.(4)

Matthias Kellermann

Anmerkungen

(1) Vgl. Eintrag zum Gefecht bei Waghäusel in der Deutschen Wikipedia, hier abgerufen am 13.09.2017.
(2) Vgl. Pohlmann, Georg: Geschichte des Infanterie-Regiments (4. Westfälischen) Nr. 17 Graf Barfuß im neunzehnten Jahrhundert, Berlin 1906, S. 62 und S. 68f.
(3) Deutsche Wehrzeitung Nr. 196, 04.07.1850, S. 1263.
(4) Vgl. Pohlmann, S. 70f.