Fundstück der Woche 40/2018

Zur Namensgebung der Feste Kaiser Franz, 24. November 1818

Das Fundstück der Woche 40/2018 ist ein Auszug aus der „Kriegs- und Befestigungsgeschichte von Coblenz und Ehrenbreitstein“ von Ernst Dziobek (siehe Fundstück der Woche 18/2017). Darin berichtet Dziobek in knappen Worten über die Namensgebung des bis dato namenlosen Festungswerks auf dem Petersberg. Das in einer zeitgenössischen Quelle vom August 1818 so genannte „Fort auf dem Petersberg“ ist im Sommer 1818 in der Anlage größtenteils fertig gestellt. Außerdem ist das Kernwerk, bestehend aus Reduit und Kehlturm, schon aus den Fundamenten heraus aufgemauert (ein Gedenkstein an der nördlichen Seite des Kehlturms zeigt für 1818 das Untergeschoss und die untere Kasemattenreihe als vollendet an).(1)

Auf ihrem Weg zum Kongress in Aachen (29. September bis 21. November 1818), der u.a. den Beginn der Restauration in Deutschland einläutete,(2) weilten die drei Protagonisten der Konferenz auch kurz in Koblenz. Der preußische König Friedrich Wilhelm III., anscheinend sehr in Eile, „wechselte am 26 Abends im Thal Ehrenbreitstein die Pferde“ und reiste unverzüglich weiter nach Neuwied, wo er über den Fluss setzte. Gemütlicher ließ es der österreichische Kaiser Franz I. angehen, der am 26. September nachmittags per Schiff in Koblenz ankam, wo er zunächst die drei Baustellen auf dem Ehrenbreitstein, der Karthause und dem Petersberg besichtigte. Für ihn ging es am folgenden Tag vormittags auf dem Rhein weiter Richtung Bonn. Zar Alexander I. übernachtete vermutlich vom 27. auf den 28. September in Koblenz, über eine Besichtigung des Festungsbaus ist allerdings nichts bekannt.(3)

Nach dem erfolgreichen Abschluss der Zusammenkunft in Aachen reiste der zu diesem Zeitpunkt kränkelnde Friedrich Wilhelm III. am 21. November über Köln und Mainz nach Frankfurt ab, wo er am 23. nachmittags „inkognito“ eintraf.(4) Ernst Dziobek zufolge hatte der König auf seinem Weg am Rhein dabei noch Zeit für die Besichtigung der Festungsbaustellen in Koblenz gefunden.

Namensgebung der Feste Kaiser Franz 1818
Quelle: Stadtarchiv Koblenz

„Im Jahre 1818, als Seine Majestät der König vom Aachener Kongreße zurückkehrend die neuen Festungswerke besichtigten, geruheten Höchstdieselben zu befehlen: daß das Hauptwerk auf dem Karthäuser Plateau den Namen Feste Kaiser Alexander und das Hauptwerk auf dem Petersberge den Namen Feste Kaiser Franz führen sollten.“(5) Ergänzend ist in einer späteren Abschrift hinzugefügt: „Parolebefehl vom 24. Nov. 1818.“(6)

Auf diese Weise bekräftigte der preußische König, womöglich unter dem Eindruck des soeben zu Ende gegangenen Kongresses in Aachen, die am 26. September 1815 eingegangene „Heilige Allianz“(7) der drei Monarchen. Der gelegentlich in den Quellen erwähnte Name „Feste Friedrich Wilhelm“ für die im Aufbau befindliche Feste Ehrenbreitstein hat sich allerdings nicht durchgesetzt.

Matthias Kellermann

Quellen

Allgemeine Zeitung

Allianzvertrag zwischen dem Kaiser von Rußland Alexander I., dem Kaiser von Österreich Franz II. und dem König von Preußen Friedrich Wilhelm III. (26.09.1815), in: documentArchiv.de (Hrsg.), Stand: 03.10.2018.

Bayrisches Hauptstaatsarchiv, Kriegsarchiv München (BHStAM)

  • Bestand HS 1529/4: Memoire über die Befestigung von Coblenz im August 1818 von Alfred Bergsträsser

Stadtarchiv Koblenz (StAK)

  • Bestand 623 Nr. 6022: „Kriegs- und Befestigungsgeschichte von Coblenz und Ehrenbreitstein“ von Ernst Dziobek
  • HK 11 Dzi: Dziobek, Ernst: Kriegs- und Befestigungsgeschichte von Coblenz und Ehrenbreitstein, Koblenz 1834, darin: „Festungs-Geschichte von Coblenz und Ehrenbreitstein 1834 bis 1905“ sowie „2. Spezial-Geschichte der einzelnen zur Ausführung gekommenen Bauten“. [Maschinengeschriebene Abschrift]

Literatur

Packbier, Peter: Der Aachener Kongreß 1818, hier abgerufen am 3. Oktober 2018.

Weber, Klaus T.: Die preußischen Festungsanlagen von Koblenz (1815-1834), Weimar 2003 (Diss. Reihe: Kunst- und Kulturwissenschaftliche Forschungen Band 1), S. 231.

Anmerkungen

(1) Vgl. Memoire über die Befestigung von Coblenz im August 1818 von Alfred Bergsträsser, in: BHStAM, Bestand HS 1529/4.
(2) Vgl. Packbier, Peter: Der Aachener Kongreß 1818, S. IV-VI. Danach lassen sich die späteren Karlsbader Beschlüsse auf die Aachener Konferenz zurückführen.
(3) Allgemeine Zeitung Nr. 274, 01.10.1818, S. 1094 und Nr. 278, 05.10.1818, S. 1111.
(4) Vgl. Allgemeine Zeitung Nr. 331, 27.11.1818, S. 1324 und Nr. 333, 29.11.1818, S. 1331.
(5) StAK Bestand 623 Nr. 6022, S. 198.
(6) StAK HK 11 Dzi, Blatt 147.
(7) Zum Wortlaut des Allianzvertrags siehe documentArchiv.de.

Abbildungsnachweis

StAK Bestand 623 Nr. 6022, mit freundlicher Genehmigung.