Ein Karnevalsorden, 1982/1983
Das Fundstück der Woche 42/2017 ist ein Karnevalsorden von 1982/1983. Er zeigt die steinernen Löwen, die von 1936/1937 bis 1969 am Eingang in das ehemalige Kernwerk der Bubenheimer Flesche aufgestellt waren.
Die urspünglich am nördlichen Zirkelbau des kurfürstlichen Schlosses in Koblenz beheimateten Löwen waren ein Werk des Mainzer Bildhauer Sebastian Pfaff. Dieser fertigte 1786 insgesamt vier Skulpturen aus Lorcher Sandstein.
Um die Löwenfiguren vor Witterungseinflüssen zuschützen, wurden sie vermutlich im 20. Jahrhundert mit Ölfarbe gestrichen. Gut gemeint war auch in diesem Fall nicht gut gemacht – die agressive Farbe setzte dem weichen Sandstein doch erheblicher zu, als es die Witterung vermochte. In den 1930er-Jahren waren daher alle vier Löwen restaurierungsbedürftig. Bei der Restaurierung stellte sich nun heraus, dass die Figuren am nördlichen Zirkelbau stärker geschädigt waren als zunächst angenommen. Sie wurden daher 1936 abgebaut und durch zwei neue Löwen ersetzt, die allerdings bewusst keine Kopien der alten Standbilder waren. Verantwortlich für die Restaurierung und die Neuerschaffung war der Bildhauer Wilhelm Tophinke.
Während ein Paar der historischen Löwen nach der Restaurierung zurück an den südlichen Zirkelbau des Schlosses kehrte, wo es auch heute noch steht, gelangten die ausgemusterten Figuren in den 1936 neu eröffneten Volkspark. Hier „bewachten“ sie den Eingang in die 1937 im Kernwerk eröffnete Gaststätte. In den folgenden Jahrzehnten waren die Löwen ein beliebtes Motiv für Schnappschüsse.
1967 schloss die Gaststätte für immer ihre Pforten, das leer stehende Gebäude verkam. Um den weiteren Verfall und eine Nutzung durch „unerwünschte Personen“ zu verhindern und um Raum zu schaffen für eine Neugestaltung des Parks, ließ die Stadt Koblenz das Kernwerk im Sommer 1969 abreißen. Seitdem sind die historischen Löwen verschollen.
Matthias Kellermann
Abbildungen
Abb. 1: Foto M. Kellermann, 2017
Abb. 2-3: Foto M. kellermann, 2011
Abb. 4: Foto Andreas Josef Heimes, 1969. Mit freundlicher Genehmigung von Andreas Wienen.