Fundstück der Woche 49/2016

Ein Landhaus im Grünen – das „Kunstwerk“ Feste Kaiser Franz, 1838

Das Fundstück der Woche 49/2016 ist eine Passage aus einem Reiseführer von 1838, d. h. wenige Jahre nach Fertigstellung der Festung Koblenz und Ehrenbreitstein.

Neben dem Hauptwerk der Feste Kaiser Franz werden im Text die zum System Feste Franz gehörenden flankierenden Festungswerke auf dem Petersberg in Lützelkoblenz sowie die Moselweißer Schanze im Vorfeld der Stadt Koblenz genannt. Alle Werke waren durch bewusst angelegte Pflanzungen im sogenannten Glacis dem Blick des neugierigen Betrachters entzogen. Besonders hübsch ist der Ausspruch des rheinromantisch bewegten Engländers, der das „Landhaus“ Feste Kaiser Franz vom Fleck weg mieten wollte.

„Nicht viel weniger bedeutend ist die jenseits der Moselbrücke auf einem mäßig hohen Felsen, dem Petersberge, erbaute Feste Franz, woran sich mehrere Flechen, die Mosel-, die Neuendorfer-, Bubenheimer- Fleche reihen. Von der Mosel-Fleche aus hat man eine sehr anmuthige Aussicht; man vergißt, daß man an den Werken einer Festung steht, und glaubt in den hübschen, an dem Wege nach Moselweiß gelegenen Montalembertschen Thurme, der aus üppigem Grün herausschaut, ein Gartenhaus zu sehn.

Selbst die Feste Franz, die mit weitläufigen Anpflanzungen umgeben ist, läßt auf den ersten Blick aus der Ferne nicht vermuthen, daß dieses Kunstwerk dem unfreundlichsten der Götter, dem verderbenbringenden Mars geweiht ist. Man sagt, ein Engländer habe, als er die genannte Feste von Weitem erblickt, gefragt, ob das Landhaus zu vermiethen sei!“

Matthias Kellermann
Der Autor dankt Herrn Peter Kleber für seinen freundlichen Hinweis.

Quelle des Zitats:
Coblenz und seine nächsten Umgebungen. Ein Wegweiser für Reisende, Buch- und Steindruckerei Kehr, 1838, S. 13 (Digitalisat)