Das Kriegspulvermagazin 3 im Festungspark (linker Kehlpunkt)
Bei den Sanierungsarbeiten am Hohlgang zwischen der Poterne und dem Kernwerk wurde in der Nähe des Reduits im November 2019 unerwartet ein unterirdischer Hohlraum entdeckt. Es stellte sich heraus, dass es sich dabei um das 1863(1) erbaute Kriegspulvermagazin 3 handelte, mit dem damals, zusammen mit einem weiteren, südlich in Richtung der Poterne gelegenen, die Lagerkapazitäten für Sprengstoffe in der Feste Kaiser Franz erhöht werden sollte.
Mit der Überarbeitung der „Abwässerung“ (Abb. 2) im Zuge der 1865 durchgeführten Korrekturbauten am Kernwerk(2) waren die Arbeiten an beiden Magazinen endgültig abgeschlossen. Beide Magazine verfügten über ein Fassungsvermögen von 560 preußischen Tonnen zu je 200 kg, was 112.000 kg entsprach. Bei einer Menge von 50 kg per Fass konnten pro Bauwerk 2.240 Fässer gelagert werden,(3) die zunächst mühsam durch den schmalen Hohlgang zwischen Poterne und Kernwerk getragen werden mussten.
Während der Entfestigung 1920 sollten alle Kriegspulvermagazine an der Feste Kaiser Franz zerstört werden. Sei es aus Nachlässigkeit oder aus Absicht wurde damals tatsächlich wohl nur der Eingangsbereich in das Bauwerk gesprengt, während der dahinter liegende Hohlraum erhalten blieb. Die Folge war, dass das Bauwerk in wesentlichen Zügen erhalten blieb(4) und geschützt durch den verschütteten Eingangsbereich die Jahrzehnte im Untergrund ungestört überdauert hat. Bei dem benachbarten KPM 2 hatte der Sprengmeister sauberer gearbeitet – hier ist kein Hohlraum mehr vorhanden.
Betroffen von der Sprengung waren der Zugang in das Magazin mit Vorraum und einem Teil des „Erschließungsgangs“(5). Erhalten blieb dagegen in großen Teilen das ursprünglich ca. 13 x 5,2 Meter messende Magazin samt den auf drei Seiten umlaufenden „Luftkorridoren“ von ca. 70-80 cm.(6) Das Magazin wurde 2020 saniert und über einen Neubau, der einen Treppenzugang zum Festungspark einschloss, wieder an den Hohlgang zwischen Poterne und Kernwerk angebunden. Die zu erneuernden Teile wurden in Beton ausgeführt, um neue und alte Bauteile kenntlich zu machen.
Abb. 4 – Abb. 12 (Slideshow)
Funde wie das KPM 3 machen Hoffnung, noch weitere unzerstörte Bereiche der Feste Kaiser Franz im Untergrund zu finden.
Anmerkungen
(1) Vgl. Kayser, Christian: Koblenz. Feste Kaiser Franz – Kernwerk. Kriegspulvermagazin III. Dokumentation der bauhistorischen Untersuchungen – Textteil, München 2020, S. 7.
(2) Ebd.
(3) Ebd., S. 9.
(4) Vgl. ebd., S. 5.
(5) Ebd., S. 7.
(6) Ebd. S. 6.
Abbildungen
Abb. 1: GStA PK, XI. HA, FPK, F Nr. 70502 (Ausschnitt), Public Domain Mark 1.0
Abb. 2: GStA PK, XI. HA, FPK, E Nr. 70292 (Ausschnitt), Public Domain Mark 1.0
Abb. 3: Fotografie F. Kellermann, 2020
Abb. 4, 12: Stadtverwaltung Koblenz, Amt für Stadtentwicklung und Bauordnung (Amt 61), Untere Denkmalschutzbehörde, mit freundlicher Genehmigung
Abb. 5-11: Fotografien Christian Ahnen, Ahnen Bau GmbH, mit freundlicher Genehmigung