Fundstück der Woche 30/2017

Der Lassaulxsche Garten auf dem Petersberg, 1807

Das Fundstück der Woche 30/2017 ist eine kurze Passage aus dem Rheinischen Antiquarius von Christian vom Stramberg. Darin berichtet der Autor, was sich vor der Feste Kaiser Franz an dieser Stelle auf dem Petersberg befand.

Ursprünglich waren auf dem Land auf dem Petersberg Äcker und Wingerte, sprich Weinberge. 1792, angesichts der französischen Bedrohung aus dem Westen, legten die preußischen Truppen nach dem gescheiterten Frankreichfeldzug erstmals Verteidigungswerke auf dem Petersberg an, um die Stadt Koblenz vor einem Angriff vom linken Moselufer zu schützen (siehe hier). Nach der Eroberung der Stadt durch General Marceau im Oktober 1794 taten es die Franzosen den Preußen gleich, nur dass die Ausrichtung der Anlagen um 180 Grad gedreht wurde. Galt es nun doch, sich gegen den Ehrenbreitstein auf der anderen Rheinseite zu behaupten.

Den später Fort Marceau genannten französischen Anlagen war, da es sich um reine Erdwerke handelte, keine lange Lebensdauer beschieden. Die einzige verbliebene Festungsanlage der Stadt war schon im Jahr 1800 unbesetzt, wurde nicht weiter unterhalten und war damit dem Verfall preisgegeben, der gedeckte Weg am Fuße des Bergs lag in Trümmern.(1) Diese Situation scheint der ehemals kurtrierische Hof- und Regierungsrates Adam von Lassaulx (1753–1813) für seine Zwecke ausgenutzt zu haben. Christian von Stramberg berichtet:

„Die leichten Festungswerke geriethen sehr bald in Verfall, und der […] Hofrath Joh. Adam von Lassaulx, gest. 13. April 1813, benutzte zu einer Gartenanlage die seither wenig beachtete, gleichwohl den reichsten Prospect beherrschende Localität.„(2)

Dies wäre auch eine Erklärung dafür, dass die Brunnenstube auf dem Petersberg (siehe hier), die sich im Lassaulxschen Garten befand, auch als „ein großes Gartenhaus“ bezeichnet wurde.(3) Ob das Gelände sich vorher schon im Besitz der Familie Lassaulx befand ist nicht bekannt. 1807 beschlagnahmte die französische Verwaltung die Ländereien auf dem Petersberg für den geplanten Festungsbau, der aber nie umgesetzt wurde. Vermutlich hat Lassaulx seinen Garten in der französischen Zeit nicht wieder zurück erhalten.(4) Im September 1816 setzte an dieser Stelle der preußische Festungsbau ein.

„Wo der alte Herr seine Freude gehabt, da stehet jetzt die Feste Franz mit ihren beiden Flügeln, deren einer, die Moselflesche, den Strom bestreicht, während die Bubenheimer Flesche dem gleichnamigen Dorf zugerichtet. Das ganze ist von herrlichen Pflanzungen und Promenaden umhegt.„(5)

Dieser Pflanzenreichtum rund um die Festungswerke ging zum Teil erst mit der Entfestigung nach dem Ersten Weltkrieg verloren.

Matthias Kellermann

Anmerkungen

(1) Vgl. Klebe, Friedrich Albert: Reise auf dem Rhein, durch die teutschen Rheinländer, und durch die französischen Departements des Donnersbergs, des Rheins und der Mosel und der Roer. Vom Julius bis December 1800, 2. Band, Frankfurt am Main 1801, S. 118f.
(2) Stramberg, Christian von: Rheinischer Antiquarius, Mittelrhein, 3. Abteilung, 2. Band, Koblenz 1854, S. 132. Mit Prospect ist die Aussicht vom Petersberg gemeint (vgl. Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971. Online-Version vom 22.07.2017).
(3) Unpartheyische Geschichte des Aufenthalts der Fraenkischen Bürger im Kurfürstenthume Trier, vorzüglich in der Residenz-Stadt Coblenz, mit Actenstücken. Erstes Heft, Koblenz 1795, S. 44.
(4) Heuvel, Jon Vanden: A German life in the age of revolution: Joseph Görres, 1776-1848, Washington D.C. 2001, S. 100, Anmerkung 27.
(5) Stramberg, Rheinischer Antiquarius, Abteilung 3, Band 2, S. 132.