Fundstück der Woche 48/2020

Ein weiteres Puzzleteil, September 1928

Das Fundstück der Woche 48/2020 ist ein Erinnerungsheft des 39. französischen Artillerie-Regiments (39e R.A.D. = 39e régiments d‘artillerie), das in Lützel in der ehemaligen Trainkaserne (zu der Zeit „Quartier Marceau“) und der ehemaligen Feldartillerie-Kaserne (zu der Zeit „Fort Drouot“) stationiert war.

Bereits in unserem Fundstück der Woche 39/2020 („Ein Puzzleteil, Januar 1923“) haben wir versucht zu klären, welche Teile des 39. Artillerie-Regiments im Fort Drouot stationiert waren. Aufschluss darüber gibt nun ein Erinnerungsheft, das der Autor vor Kurzem erworben hat.

Abb. 1: Erinnerungsheft des 39. Artillerie-Regiments aus Koblenz, 1928

Danach waren neben den bereits bekannten 13. und 14. Batterien auch noch die 16. und 17. Batterie der Einheit im Fort Drouot stationiert, nach den im Heft enthaltenen Fotografien insgesamt 284 Mann. Die übrigen Soldaten des Regiments waren demnach in der Trainkaserne untergebracht. Damit steht endgültig fest, dass die Einheit auf die beiden Lützeler Kasernen aufgeteilt worden war.

Abb. 2: Fassrollwettbewerb (?) im Innenhof der Trainkaserne, 1925

Dem Erinnerungsheft zufolge waren im Quartier Marceau sechs Batterien untergebracht (1, 2, 4, 5, 7, 8), außerdem eine Musikeinheit mit Blechblasinstrumenten. Daneben unterhielt das 39e R.A.D. hier auch eine eigene Fussballmannschaft. Die Abb. 2 (nicht im Heft enthalten) legt nahe, dass zur Zerstreuung der Soldaten auch sportliche Spiele veranstaltet wurden. Diese Art von Fassrollwettbewerben werden heute noch in verschiedenen Weinregionen Frankreichs durchgeführt.(1)

Abb. 3: Reitplatz der Feldartillerie-Kaserne, 1924

Die Soldaten waren mit ihren Pferden in der Kaserne untergebracht, wie auf dem dritten (nicht im Heft enthaltenen) Bild zu sehen ist. Die im Hintergrund stehenden Häuser sind die Stallgebäude der Kaserne, die mit anderen Gebäuden einen großen Reitplatz einrahmten. Diese Ställe wurden in den 1930er-Jahren zu Wohnungen ausgebaut. Beide Gebäude wurden im Zweiten Weltkrieg bei Luftangriffen beschädigt, der im Bild zu sehende rechte Flügel neben dem Mittelbau wurde zerstört. Der Rest des Hauses ist heute noch erhalten, ebenso wie der Mittelbau und der linke Flügel auf der gegenüberliegenden Straßenseite.

Als Fotograf des Heftes ist Charles Montag angegeben, der im französischen Bitche ein eigenes Fotogeschäft betrieb. Enthalten ist unter anderem auch ein Bild vom Eingangsbereich der Kaserne, über dem ein Schild mit der Aufschrift „Fort Drouot“ angebracht ist (ähnlich wie bei der Trainkaserne). Derzeit versuchen wir noch die Bildrechte zu klären, um diese bislang einmalige Fotografie hier auch zeigen zu können.

Matthias Kellermann

Anmerkungen

(1) Freundlicher Hinweis von Jean-Noel Charon.

Abbildungen

Abb. 1: Sammlung M. Kellermann, Armée Francaise du Rhin, Fotografien von Charles Montag, Koblenz, 1928
Abb. 2+3: Sammlung M. Kellermann, Fotografie von Lindstedt & Zimmermann, Koblenz, 1923 (gemeinfrei)