Das Ladesystem 2 unter der rechten Flanke
Auf der rechten Flanke der Feste Kaiser Franz haben sich, neben einem Abschnitt der äußeren Grabenwand im Untergrund, noch weitere rudimentäre Festungsbauwerke erhalten. So zeigt sich beispielsweise im Bereich der ehemaligen rechten Grabenwehr noch ein kurzer Abschnitt der ansonsten 1920 niedergelegten inneren Grabenwand (Eskarpe) des rechten Grabens.
Abb. 1 – Abb. 3 (Slideshow)
Gegenüber dieses Mauerrests befindet sich in Richtung des Reduits der Feste Kaiser Franz außerdem noch ein Abschnitt des Walls. An dieser Stelle, in unmittelbarer Nähe zur Kommunikation, befand sich ursprünglich ein Kriegspulvermagazin im Wall. Nach dem Bau der zwei Pulvermagazine im linken Kehlpunkt und einem weiteren an der linken Flanke des Festungswerks wurde dieses 1866 zu einem Ladesystem umgebaut. Im Originalplan aus den 1820er-Jahren erkennt man noch die nachträgliche Einzeichnung eines angebauten Vorraums.
Ein Ladesystem ist der Definiton nach ein im Festungswall integrierter Hohlraum zur Munitionsvorbereitung. Es besteht aus einer Geschossladestelle, einem Verbrauchs-Pulvermagazin und einem Verbrauchs-Geschoss-Magazin. Ladestelle und Magazin (= Geschossraum) finden sich im nachfolgenden Plan wieder. Das Verbrauchs-Pulvermagazin befand sich ca. 70 Meter nach Westen in Richtung auf den Frontgraben des Werks und war ebenfalls in den Wall hineingebaut.
Im Zuge der Entfestigung nach dem Ersten Weltkrieg musste 1921 auch das Ladesystem 2 zerstört werden, das bis dahin dem YMCA als Lagerraum für seine Kantine in der Feste Kaiser Franz gedient hatte. Da der französische Kontroll-Offizier Major Thebes im März 1921 “auf die sofortige Zerstörung dieser Kasematte” drängte und der für die Feste zuständige amerikanische Chefingenieur Miller auch keinen Wert auf ihren Erhalt legte, musste der YMCA die Kasematte kurzfristig räumen.(1) Die Arbeiten am Ladesystem waren allerdings erst in der Woche vom 12. bis zum 18. Mai 1921 abgeschlossen.(2)
Abb. 6 – Abb. 12 (Slideshow)
Welche Maßnahmen auf die Entfestigung zurückzuführen sind ist heute nicht mehr nachzuvollziehen. Vermutlich wurde die Gewölbedecke gesprengt und die zum Reduit liegende Außenmauer aufgebrochen. Bis 2012 wurde das Bauwerk, versehen mit einem Dach über dem geöffneten Gewölbe, als Werkstatt bzw. zuletzt als Lager genutzt.
Anmerkungen
(1) Schreiben des Entfestigungsamts Koblenz Nr. 415/21 vom 16.03.1921, in: LHA Ko Best. 578,002 Nr. 6, Dokument Nr. 415/21.
(2) Vgl. Schreiben der deutschen Verbindungsstelle Köln der Heeresfriedenskommission Nr. Br. Nr. „F“ 700 vom 21.05.1921, Stand der Schleifungsarbeiten in der Zeit vom 12. bis 18.05.1921, in: PA AA Best. 33940.
Abbildungen
Abb. 1: Stadtarchiv Koblenz FA 4,3 Nr. 1 Bild 16, Fotograf Joseph Ring
Abb. 2, 6-12: Fotografie R. Arenz
Abb. 3: Fotografie M. Kellermann
Abb. 4: GStA PK, XI. HA, FPK, A Nr. 70310 (Ausschnitt), Public Domain Mark 1.0
Abb. 5: GStA PK, XI. HA, FPK, F Nr. 70506 (Ausschnitt), Public Domain Mark 1.0