Tag des offenen Denkmals® 2021 – Station 9

Die Kommunikation zur Bubenheimer Flesche

Die Kommunikation verband ursprünglich die Feste Kaiser Franz mit der Bubenheimer Flesche. Sie bestand aus einer langen krenelierten (d. h. mit Schließscharten versehenen) Mauer mit dahinter liegendem breiten Hohlgang. Sie beginnt unterhalb des Reduits der Feste Kaiser Franz und endet an der rechten (freistehenden) Grabenwehr der Flesche. Dieser Gang bot so viel Raum, dass es möglich war, vom Feind ungesehen Truppen und sogar Kanonen zwischen beiden Werken hin und her zu verschieben. Zusammenstöße und Staus vermied man durch Ausweichbuchten im Tunnel.

Abb. 1 – Abb. 2 (Slideshow)

Durch die Gewehrschießscharten bestand außerdem die Möglichkeit, den rückwärtigen Bereich der Festung, die sogenannte Kehle, zu verteidigen. Zudem ist die rechte Grabenwehr der Feste Kaiser Franz in die Kommunikation integriert, so dass von hier aus auch die Verteidigung mit Artillerie möglich war (wenn auch nur mit drei Geschützen).

Abb. 3 – Abb. 4 (Slideshow)

Über eine Rampe an der Kommunikation, deren Reste man heute noch sehen kann, konnten zudem Truppen von der tiefer gelegenen Kehle in das Glacis auf dem Petersberg (ehemals der Bereich zwischen den beiden Werken Feste Kaiser Franz und Bubenheimer Flesche) geführt werden.

Abb. 5: Auflager für die hölzerne Rampenkonstruktion, 2014

Die Kommunikation musste nach dem Ersten Weltkrieg entfestigt werden. Hierzu wurde der Tunnel 1920 in Abschnitten gesprengt, ohne allerdings die krenelierte Mauer zu zerstören. An einigen Abschnitten kann man allerdings die Sprengstellen von aussen sehen, zum Teil ist sogar durch die Schießscharten der Schutt der Sprengungen sichtbar.

Abb. 6 – Abb. 7 (Slideshow)

Die rechte Grabenwehr der Feste Kaiser Franz wurde ebenfalls in großen Teilen zerstört. Im Zweiten Weltkrieg dienten die so entstandenen Abschnitte des Gangs als Luftschutzräume. Diese waren über betonierte Treppenabgänge zu erreichen, deren Eingänge sich auch nach dem Krieg noch eine jahrelang auf dem Gang befanden. Einen solchen verschütteten Aufgang findet man z. B. noch unterirdisch in Höhe der rechten Grabenwehr.

Abb. 8: Verschütteter Aufgang zur Bodelschwinghstraße, 2010

Von der Kommunikation gelangte man über eine Rampenauffahrt in den Innenhof des Reduits der Feste Kaiser Franz. Dieser Zugang ist allerdings genauso verschüttet wie in der anderen Richtung der Weg durch eine Sprengung versperrt ist.

Abb. 9: Blockierte Kommunikation zur Bubenheimer Flesche, 2018

Die nachfolgenden Bilder entstanden 2021 daher von außen durch die Schießscharten. Sie geben einen Einblick in eine Welt, die uns derzeit (noch) nicht zugänglich ist.

Abb. 10 – Abb. 14 (Slideshow)

Das letzte Bild ist insofern interessant, als es anscheinend authentische Beschriftungen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs zeigt. Zu dieser Zeit dienten die einzelnen Abschnitte des Gangs als Luftschutzräume, die laut einem Zeitzeugen über die oben erwähnten betonierten Treppenabgänge zu erreichen waren. Eine Kritzelei auf einer Wand zitiert den Songtitel Rote Lippen soll man küssen von Cliff Richard, der Ende 1963 ein Hit in Deutschland war. Gut möglich, dass man zu dieser Zeit noch in die Kommunikation hinein konnte.

Pläne, die Kommunikation zur Bubenheimer Flesche wiederherzustellen, sprich in voller Länge begehbar zu machen, gibt es derzeit keine (Stand November 2020).

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Abbildungen

Abb. 1: Stadtarchiv Koblenz FA 4,3 Nr. 1 Bild 33, Fotograf Joseph Ring
Abb. 3-8: Fotografien M. Kellermann
Abb. 2, 9-14: Fotografien R. Arenz