Fundstück der Woche 17/2021

Luftschiffer, Bäcker und Offiziersschüler in der Caserne Valmy, nach 1922

Das Fundstück der Woche 17/2021 ist eine undatierte Fotografie, entstanden um/nach 1924. Das vom späteren Langemarckplatz aufgenommene Bild zeigt den Eingang in das ehemalige Korps-Bekleidungsamt auf der einstigen Moselflesche, das im Zuge der Revolution Ende 1918 zunächst in den Besitz der Stadt Koblenz übergegangen war und wenig später von der amerikanischen Armee übernommen wurde. Seit der Requirierung am 19. Juli 1922(1) wurde die Liegenschaft dann auf vielfältige Weise von der französischen Rheinarmee genutzt. Diese benannte den Komplex in Caserne Valmy um, nach der historischen Niederlage der Deutschen bei der Kanonade von Valmy vom 20. September 1792.

Abb. 1: Eingang in die Caserne Valmy, um/nach 1924

Wie bereits hier berichtet, hatte die französische Armee nach 1924 im Bekleidungsamt eine Militärbäckerei eingerichtet. Zudem waren auf dem Gelände auch die mit dem Fundstück der Woche 19/2020 vorgestellten fußballspielenden Luftschiffer untergebracht. Bestätigt wird dies auch noch einmal durch das im Bild zu sehende Schild rechts neben der Einfahrt, auf dem zu lesen steht: Compagnie d’Aerostiers de Marche de l’Armée Francaise du Rhin, was soviel heißt wie Luftschiffer-Kompanie der französischen Rheinarmee. Der Zusatz de Marche deutet darauf hin, dass es sich um eine Feldtruppe handelte.(2)

Zuletzt war in dem Komplex vermutlich auch eine Schule für Reserveoffiziere untergebracht. Die zweite Fotografie zeigt eine Gruppe Reserveoffiziersanwärter (élève officier de réserve, abgekürzt E.O.R.) im Quartier Valmy, die sich vermutlich um eine Lafette gruppieren. Eine kniende Person rechts im Bild zeigt die Nr. 39 am Revers, sodass es sich möglicherweise um Anwärter des in der benachbarten Feldartillerie-Kaserne stationierten 39. Artillerie-Regiments handelt (siehe auch das Fundstück der Woche 48/2020).

Abb. 2: Französische Reserveoffiziersanwärter in der Caserne Valmy, undatiert

Die Schule wurde im Juli 1929 möglicherweise im Zuge des bevorstehenden französischen Abzugs aufgelöst,(3) der im Hintergrund zu sehende Schornstein des Bekleidungsamts wurde vermutlich nach 1932 abgerissen.(4)

Trotz dieser Erkenntnisse besteht auch weiterhin Forschungsbedarf in Bezug auf die Belegung der Koblenzer Kasernen und Nutzung militärischer Liegenschaften während der französischen Besatzung nach dem Ersten Weltkrieg. So berichtet eine Quelle, dass 1923 auch das 151. französische Infanterie-Regiment in der Kaserne untergebracht war,(5) das eigentlich auf der Karthause lag (siehe auch Fundstück der Woche 28/2020). Dies konnte allerdings bislang nicht durch weitere Quellen verifiziert werden.

Matthias Kellermann

Anmerkungen

(1) Vgl. Schreiben der französischen Rheinarmee Nr. 122/107 vom 19.07.1922, in: BArch Bestand R 133 Nr. 121, S. 267.
(2) Freundlicher Hinweis von Jean-Noël Charon.
(3) Vgl. StAK DB08 Militär, 06-15 Militärische Liegenschaften, 07 Kasernen, 3.5. Korpsbekleidungsamt des VIII. Armeekorps, ab Ende 1936 Langemarck-Kaserne, Ko-Lützel.
(4) Vgl. Gastmann, Albert: Die alte Festung Koblenz. Ihr Schicksal einst und Morgen (Schluß), in: StAK, Koblenzer Volkszeitung Nr. 166, 21.07.1932.
(5) Vgl. Schreiben des Reichsschatzministers Nr. R9/533.23 vom 22.02.1923, in: BArch Bestand R 133 Nr. 121, S. 285.

Abbildungen

Abb. 1: Sammlung M. Kellermann, unbekannter Fotograf, um/nach 1924
Abb. 2: Sammlung M. Kellermann, unbekannter Fotograf, um/nach 1922. Die Fotografie wurde nachträglich vom Autoren bearbeitet (Klarnamen auf der Vorderseite aus Datenschutzgründen entfernt).

Anmerkung: Da nicht alle Rechteinhaber ermittelt werden konnten, bitten wir, uns eventuelle Ansprüche mitzuteilen.