Fundstück der Woche 29/2023

Hoche, 1797

Das Fundstück der Woche 29/2023 ist eine Gravur aus dem Jahr 1797, ein Portrait des Generals Hoche. Das Besondere daran ist, dass es sich um ein Portrait des Generals handelt, das noch zu seinen Lebzeiten erfolgt ist.

Abb. 1: Der General Hoche, 1797

Die Tatsache, dass nur das Geburtsdatum des Generals genannt wird, obwohl François Bonneville sonst immer die Geburts- und Sterbedaten der dargestellten Personen nennt (soweit diese tatsächlich bereits verstorben waren), spricht wahrscheinlich dafür, dass Louis Lazare Hoche bei der Fertigstellung des Bildes noch nicht verstorben war.

Der Zeichner, François Bonneville (° 21. Februar 1755 in Bacquevile en Caux, † 3. Juli 1844 in Paris) ist als Maler und Graveur in Paris in den Jahren 1791 bis 1814 bekannt. Er hat vor allem in dem Zeitraum von 1796 bis 1802 Portraits der bekanntesten Persönlichkeiten der französischen Revolution erstellt. Hunderte davon sind der Öffentlichkeit auf dem Homepage der „Bibliothèque Nationale de France“, Portal Gallica, zur Verfügung gestellt.

Da der Autor schon länger über diesen General forscht, wurde über das Leben des Generals Hoche bereits ausführlich berichtet, sowohl im Fundstück der Woche 15/2017 als auch auf der gesonderte Seite zu den französischen Generälen im Artikel Louis Lazare Hoche.

Jedoch sind einige Details auf diesem Bild von großem Interesse. Die Darstellung wirkt zwar etwas naiv, aber die Narbe, die Hoche aus einer Verletzung bei einem Duell am 28. Dezember 1788 bei den Mühlen von Montmartre erhalten hat, ist hervorgehoben.(1) Sie ziert die rechte Seite seines Gesichts und ist besonders markant gezeichnet. Die meistens Abbildungen zeigen diese nur leicht, gar nicht oder sogar an der falschen Seite, obwohl bereits damals berichtet wurde, dass diese nicht zu übersehen war. So Rouget de Lille, der Verfasser des „Chant de guerre pour l‘armée du Rhin“, heute besser bekannt als „die Marseillaise“, der ihn im Feldlager in Quiberon in der Bretagne besuchte: „Während er sprach, konnte ich nicht aufhören ihn zu bewundern, seine beeindruckende Statur, seine kriegerische Art, obwohl elegant und ohne Übertreibung, seine weichen und stolzen Züge, die von einer wunderbaren Narbe noch schöner erschienen, die ohne diese Züge zu mindern, über die ganze Stirn herunterlief und am Sprung des rechten Augenlids endete. Ich bewunderte seine heroische Einfachheit, die glückliche Einheit seiner Wörter und seine Art, den Ton seiner Stimme und seinen Ausdruck: Alles an ihm zeigte einen höheren Menschen.“(2)

Ein weiteres Detail ist der Ohrring, der auf ganz wenigen Bildern gezeigt wird. Allerdings wird Hoche meistens mit halblangen Haaren dargestellt, die die Ohren bedecken. Dieses Schmuckstück ist jedoch keine Seltenheit bei der Armee: Zu dieser Zeit ist es nicht selten, dass Soldaten ihren Reichtum in einen goldenen Ohrring umwandeln, den sie dann tragen. So ist dieses Hab und Gut gegen Diebstahl gesichert.

Interessanterweise besitzt der Autor noch eine Gravur dieses Künstlers, und zwar den anderen französischen General, der auf der Feste Kaiser Franz begraben wurde, nämlich François Séverin Marceau-Desgraviers.

Abb. 2: Der General Marceau, 1793-1794

Dass diesmal das Sterbedatum genannt ist, zeigt, dass die Veröffentlichung der Gravur erst nach dem Tod des Generals erfolgt ist. Das Bild entspricht der klassischen Darstellung von Marceau, in der Uniform eines Husaren des 11. Regiments der Jäger zu Pferd, der Lieblingseinheit des Generals.

François Bonneville hatte 1797 ein anderes Portrait von Marceau gezeichnet. Eine ungewöhnliche Darstellung, die einen jüngeren Marceau zeigt, ohne Schnurrbart und in der Uniform eines französischen Generals der Revolution. Allerdings sind auch da seine Sterbedaten angegeben. Dieses Bild müsste in etwa zu der Zeit des Vendée-Aufstands gezeichnet worden sein, so um 1793-1794, obwohl es erst 1797 publiziert wurde. Auch über den General Marceau wurde bereits berichtet, sowohl mit den Fundstücken der Woche 10/2017, 12/2017, 28/2019 oder 33/2022, als auch mit dem Eintrag in der Rubrik „Französische Generäle“.

Eine ausführlichere Biographie des Generals soll außerdem demnächst im Koblenzer Raum erscheinen.

Jean-Noël Charon, Koblenz, den 30. Juni 2023

Anmerkungen

(1) Vgl. Jean-Noël Charon: „Louis-Lazare Hoche (1768-1797)“, Verlag Fölbach, Koblenz 2018, S. 17.
(2) Rouget de l’Isle: „Relations historiques et souvenirs de Quiberon“, S. 45 f.

Abbildungen

Abb. 1: Sammlung Jean-Noël Charon, François Bonneville, 1797: „Le Général Hoche : Né à Versailles le 24 juin 1768“
Abb. 2: Sammlung Jean-Noël Charon, François Bonneville, 1796-1799: „Marceau Général à l’Armée de Sambre et Meuse: Né à Chartre en 1769. Mort de ses blessure le 5me Jour Comre an 4 à la balle d’Altenkirchen“