In der Feldartillerie-Kaserne Lützel, 1920er-Jahre
Die Fundstücke der Woche sind einige Fotografien der ehemaligen Feldartillerie-Kaserne in Lützel während der französischen Besatzung in den 1920er-Jahren, die der Autor im Laufe dieses Jahres gesammelt hat. Zur damaligen Zeit trug der Standort den Namen Fort Drouot (siehe auch Fundstücke der Wochen 38/2023, 44/2021, 48/2020, 39/2020, 25/2017). Die Fotos zeigen französische Soldaten des 39. Artillerie-Regiments (39e R.A.D. = 39e régiments d‘artillerie divisionnaire), das seit dem Frühjahr 1923 in der Kaserne an der Feste Kaiser Franz stationiert war.
Das erste Foto aus dem Fotoatelier Lindstedt und Zimmermann, aufgenommen im Frühjahr 1924, zeigt einen Soldaten zu Pferd. Die Trompete auf seinem Rücken diente dazu, Signale durchzugeben zum Sammeln, Fahne hissen usw. Die Pferde der 39er waren in den Stallungen der Kaserne untergebracht, die heute noch teilweise erhalten sind.
Die zweite, undatierte Fotografie eines unbekannten Fotografen zeigt französische Soldaten im Schnee vor dem Mannschaftsgebäude.
Auf der dritten, ebenfalls undatierten Fotografie ist im Hintergrund ein interessantes Detail zu erkennen: ein Waschstein, wie er beispielsweise auch in den Kasernen an der Steinstraße zu finden war (siehe nächstes Foto). Hier konnten die Soldaten z.B. ihre Uniformen säubern.
Das folgende Foto von 1926 ist eine traditionelle Ankündigungskarte, die 100 Tage vor dem Ende der Dienstzeit aufgenommen wurde. Diese wurde an Verwandte und Bekannte verschickt, um ein wenig Geld zu sammeln. Die Karte zeigt den sogenannten „père cent“, der die besagten 100 Tage vor Dienstende gefeiert wurde (siehe Eintrag in der französischen Wikipedia). Im Hintergrund ist noch das große „A“ der 3. US-Armee (auch Army of occupation) zu erkennen, die vorher an dem Standort stationiert war.
Das nächste undatierte Bild zeigt eine Gruppe von französischen Soldaten vor dem Soldatenheim der Kaserne. Das über dem Eingang angebrachte Schild legt nahe, dass diese Einrichtung von einer der französischen Organisationen des Roten Kreuzes betrieben wurde (ADF = Association des Dames Francaises, gegründet 1879 in Paris, siehe Eintrag in der französischen Wikipedia).
Die letzte Fotografie zeigt eine Gruppe französischer Soldaten nach einer Mahlzeit vor dem Mannschaftsgebäude. Die kleine Tafel nennt den Ort („Fort Drouot“), das Datum (18. September 1929) und die Zugehörigkeit der Soldaten zum 1. Bataillon.
Zum Zeitpunkt des letzten Fotos waren die Tage des Regiments in Koblenz bereits gezählt. Aufgrund der Beschlüsse der ersten Haager Konferenz (6. bis 31. August 1929) sollte eineinhalb Monate vor dem im Versailler Vertrag festgelegten Datum (10. Januar 1930) die zweite (Koblenzer) Besatzungszone geräumt werden. Nach dem Abtransport der Geschütze, der Munition und der Fahrzeuge bis Mitte Oktober zog bis Ende des Monats der Großteil der Soldaten ab. Die letzten 350 Mann der Einheit, die zuletzt noch in der Trainkaserne untergebracht waren, verließen Koblenz am 7. November 1929.
Matthias Kellermann
Abbildungen
Alle Abb. aus der Sammlung M. Kellermann, 1923-1929, unbekannte Fotografen, außer Abb. 1: Lindstedt & Zimmermann, Koblenz, 1924.